WSWR wird 20
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Heute jährt sich die Gründung von Western Sahara Resource Watch zum 20. Mal.

05. Februar 2025

Heute vor 20 Jahren wurde Western Sahara Resource Watch (WSRW) gegründet, um die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in der Westsahara durch Marokko zu überwachen und dagegen vorzugehen. WSRW steht an vorderster Front bei Kampagnen, die die Selbstverwaltung der Ressourcen des Territoriums im Einklang mit dem Völkerrecht und den Respekt der Wünsche des sahrauischen Volkes sicherstellen sollen.

Wir sind der Ansicht, dass Marokko seine illegale Besatzung der Westsahara nicht ohne die Hilfe internationaler Unternehmen, Schiffe, Anwält:innen, Banken, Einzelhandels- und Energieversorgungsunternehmen aufrechterhalten kann. In einer Zeit, in der das Völkerrecht unter Druck steht, zielt WSRW darauf ab, solche Unternehmen – und Staaten – zur Rechenschaft zu ziehen für ihre Beihilfe und Unterstützung der Ungerechtigkeiten gegen das sahrauische Volk und für eine der schlimmsten Verstöße gegen das Völkerrecht seit der Gründung der Vereinten Nationen.

Die Arbeit von WSRW konzentriert sich auf vier Hauptpfeiler:

  • Recherche zu Aktivitäten internationaler Unternehmen unter Nutzung verschiedener Quellen, darunter Unternehmensberichte, Versanddaten, Handelsaufzeichnungen, Nachrichtenüberwachung und Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort.
  • Corporate Engagement durch Versenden formeller Anfragen an Unternehmen, um Klarheit über ihre Geschäftstätigkeit zu erlangen und sie über die rechtlichen und ethischen Auswirkungen ihrer Aktivitäten zu informieren. WSRW hat im Laufe der Jahre wahrscheinlich Tausende Unternehmen kontaktiert.
  • Öffentlichkeitsarbeit durch Veröffentlichung detaillierter Berichte und Updates über Unternehmensaktivitäten. WSRW fungiert als Informationsplattform für Medien, Wissenschaftler:innen, Politiker:innen, Dokumentarfilmer:innen, Unternehmensaktionär:innen usw.

Politische Interessenvertretung, einschließlich direkter Treffen mit Entscheidungsträgern, Regierungen, internationalen Organisationen, UN-Institutionen usw.

Einerseits sah sich das Projekt im Laufe der Jahre mit mehreren Herausforderungen konfrontiert, darunter massive Hacking-Versuche auf unsere Website, massenhaftes Melden unserer Social Media Accounts durch Nutzer:innen in Marokko und Androhungen rechtlicher Schritte von beteiligten Unternehmen. Im Jahr 2025 wurde das Büro des WSRW-Partners in Kopenhagen mit Molotow-Cocktails angegriffen. Sogar das Gründungstreffen von WSRW am 4. Februar 2005, das in einer Privatwohnung in Europa stattfand, wurde während einer Mittagspause geplündert.

Andererseits konnte WSRW in den letzten zwei Jahrzehnten auch bedeutende Siege erringen, die die internationale Aufmerksamkeit auf die Notlage der Westsahara lenken konnten.

Einer der bemerkenswertesten Erfolge der Organisation war die Entscheidung des Europäische Parlaments, 2011 das partnerschaftliche Fischereiabkommen mit Marokko zu kündigen, das auch die Gewässer der Westsahara umfasste. Diese Entscheidung wurde durch die beharrliche Lobbyarbeit von WSRW beeinflusst, welche den Verstoß dieser Abkommen gegen das Völkerrecht thematisierte, da sie die Zustimmung des sahrauischen Volkes nicht berücksichtigten. Später waren die Recherchen von WSRW von zentraler Bedeutung für die Erstellung von Daten, die für die äußerst erfolgreichen Gerichtsverfahren des sahrauischen Volkes vor den EU-Gerichten notwendig waren.

Neben der Fischerei hat sich WSRW auch gegen die Gewinnung und den Export von Phosphat aus der Westsahara eingesetzt. Die Organisation hat am Handel beteiligte Unternehmen dokumentiert und aufgedeckt, was dazu führte, dass mehrere internationale Konzerne ihre Phosphatimporte aus dem Gebiet einstellten. Dies hat nicht nur die wirtschaftlichen Anreize für die fortgesetzte Besatzung Marokkos verringert, sondern auch das weltweite Bewusstsein für die ethischen Auswirkungen der Ressourcenausbeutung in dem Gebiet geschärft.

WSRW entstand als Ergebnis der internationalen Koordination von Solidaritätsverbänden, die in den Jahren 2002–2004 die Ölförderungsbemühungen Marokkos in dem Gebiet stoppen wollten. Marokko hatte 2001 seine ersten Lizenzen an TotalFinaElf und Kerr-McGee vergeben, und die gemeinsamen Erfahrungen und Kampagnen führten zur Gründung eines Netzwerks, das sich "Internationale Koalition zum Schutz der natürlichen Ressourcen in der Westsahara" nannte und sich dann auf der konstituierenden Sitzung am 5. Februar 2005 in Western Sahara Resource Watch umbenannte. Die Kampagne basierte auf einem wichtigen Rechtsgutachten der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2002 und führte zum Rückzug aller beteiligten Ölfirmen.

Auch 20 Jahre nach seiner Gründung spielt WSRW weiterhin eine wichtige Rolle beim Streben nach Gerechtigkeit für die Menschen in der Westsahara. WSRW erhält finanzielle Unterstützung von europäischen Solidaritätsverbänden und Einzelpersonen, ist aber auf weitere Hilfe angewiesen. Sie können WSRW hier unterstützen.

"An diesem Tag möchten wir unsere Unterstützung für das sahrauische Volk zum Ausdruck bringen, sowohl im Exil als auch unter Besatzung. Ein besonderer Gruß geht an die politischen Gefangenen in marokkanischen Gefängnissen, die wegen ihres Einsatzes für ihre legitimen Rechte bis zu lebenslange Haftstrafen verbüßen", erklärte Sylvia Valentin, Vorsitzende von WSRW.

"Da das sahrauische Volk vor internationalen Gerichten immer mehr juristische Siege erringen kann, sollten die beteiligten Unternehmen verstehen, dass das rechtliche und Reputationsrisiko steigt. Wir werden weiterhin all jene Unternehmen beim Namen nennen und anprangern, die sich dafür entscheiden, auf der Seite der Besatzungsmacht und auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen", erklärte Valentin.

 

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