In der vergangenen Woche protestierten saharauische Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen auf den Straßen von El-Aaiun und forderten die Achtung ihrer sozio-ökonomischen Rechte. Die Demonstranten trugen Transparente, die auf die von Marokko unter Beihilfe ausländischer Interessen fortgesetzt begangene Plünderung der saharauischen Naturressourcen aufmerksam machten.
"Marokko hat uns unermeßlich leiden lassen, weil wir Saharauis sind", seufzt Ahmed (nach dessen Familienname nicht gefragt wurde, um ihn vor Repressalien zu schützen). "Man hat uns Entschädigungen versprochen, aber wir haben nie etwas bekommen. Und was noch schlimmer ist: Die Naturressourcen unseres Heimatlandes könnten theoretisch reichen, um unsere Bürde zu erleichtern, aber sie werden verkauft, um den Reichtum Marokkos zu mehren, was das ganze noch viel schlimmer macht.
Mehrere Tage lang protestierten Saharauis vor dem Regionalbüro des Nationalen Rats für Menschenrechte - der früher Konsultativrat für Menschenrechte genannt wurde - in El-Aaiun, der Hauptstadt der besetzten Westsahara. Fast alle Demonstranten sind Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen und fordern, daß man ihre sozialen und wirtschaftlichen Rechte erfüllt.
"Wir verstehen nicht, wie es angehen kann, daß die Europäische Union Marokko einen speziellen Status verleiht", meinte ein anderer Demonstrant, der darum bat, anonym bleiben zu können. Mehrere Demonstranten trugen Transparente, die die EU-Entscheidung anprangern, Marokko den Status eines privilegierten Partners zu verleihen. "Marokko hält weiterhin unser Land besetzt, behandelt uns nach wie vor wie Tiere - und dafür wird es belohnt? Das verstehe ich nicht..."
"Ich habe meine Herde verloren, als man mich im Geheimgefängnis Pecicimi (El-Aaiun) gefangenhielt", erzählt L.B. "Wegen der Schläge und Entbehrungen habe ich meine Arbeitsfähigkeit eingebüßt. Ich kann kaum mein Überleben sichern."
Die meisten Demonstranten haben eine vergleichbare Geschichte: Sie sind Opfer gewaltsamen Verschwindenlassens, von Entführung, willkürlicher Haft, Folter und anderer inhumaner Behandlung, die große Schwierigkeiten hatten, nach ihrem Martyrium wieder ein normales Leben aufzunehmen. Weder wurde ihre Forderung nach sozialer und wirtschaftlicher Wiedergutmachung je erfüllt, noch haben sie irgendeine finanzielle oder administrative Entschädigung für ihre Torturen erhalten.
Die Forderungen hunderter Saharauis wurden von der Kommission für Gleichberechtigung und Versöhnung (IER - Instance Équité et Réconciliation), die im Jahr 2004 ins Leben gerufen worden war, um Opfer von Menschenrechtsverletzungen, die der marokkanische Staat unter der Herrschaft des früheren Königs Hassan II. begangen hatte, zu versöhnen, anerkannt. Die Saharauis, die während des Krieges und unter der darauf folgenden marokkanischen Besatzung immens gelitten haben, erklären seit Jahren, daß die IER sie vollkommen im Stich gelassen hat. Obwohl Dutzende Saharauis in das Büro der Kommission in El-Aaiun vorgeladen worden waren, hat keiner von ihnen je irgendeine Entschädigung für die schweren Verluste und die inhumane Behandlung, der man sie ausgesetzt hatte, bekommen.
WSRW hat eine Liste mit hunderten Saharauis erhalten, deren Recht auf Entschädigung von der IER anerkannt wurde. Aber diese Liste hat jahrelang auf dem Tisch des Ministerpräsidenten gelegen und auf ihre Billigung gewartet.
Die Demonstranten erklären, daß sie solange protestieren werden, wie die marokkanischen Behörden sich weigern, ihnen ihre rechtmäßigen Forderungen zu erfüllen. "Wir wollen eine gerechte Entschädigung für den physischen und psychischen Schaden, den wir erleiden mußten. Eine faire Beteiligung an der Ausbeutung der Naturgüter unseres Landes, würde schon ein Stück weit reichen, aber selbst das wird uns genommen", erklären sie.
"Wer unsere Ressourcen kauft, erkauft sie mit unserem Schmerz, unserem Leid und unseren Tränen""Unsere Naturressourcen würden ausreichen, um uns eine Arbeitsmöglichkeit zu verschaffen"
Ehemalige politische Gefangene fordern Gerechtigkeit und ihre Rechte ein und prangern den fortgeschrittenen EU-Status für Marokko an"