Vorsicht bei den Informationen, die Sie an der Klimakonferenz in Marrakesch (COP22) über Marokkos Leistungen im Bereich erneuerbare Energie erhalten. Ein immer größerer Teil der Projekte liegt im besetzten Gebiet der Westsahara. Die in diesen Projekten gewonnene Energie wird zur Ausbeutung von Mineralien benutzt. Dies belegt ein neuer WSRW-Bericht.
Ein immer größerer Teil des marokkanischen Programms für erneuerbare Energie wird nicht in Marokko umgesetzt, sondern in der Westsahara. Marokko bewirbt dieses Programm sogar auf der offiziellen COP22-Webseite. Das Gebiet der Westsahara steht aber unter illegaler und brutaler Besatzung Marokkos.
Die marokkanische Regierung und eine Handvoll Firmen, die sich in erneuerbarer Energie betätigen, werden an der Klimakonferenz COP22 in Marrakesch vom 7.- 18. November 2016 ihre Anstrengungen bei der Entwicklung von Lösungen für grüne Energie aktiv bewerben.
So zum Beispiel Siemens: 22 von Siemens in der Westsahara neu erbaute Windräder liefern 95 Prozent der Energie, die für die hoch umstrittene Ausbeutung von nicht-erneuerbaren Mineralien in der Westsahara gebraucht werden. Die Produktion grüner Energie macht Marokkos Ausbeutung des Gebietes noch lukrativer.
Bis 2020 wird Marokko mehr als ein Viertel seiner grünen Energie in einem Gebiet produzieren, das es selbst besetzt hält, wie ein neuer WSRW-Bericht dokumentiert.
Laden Sie hier den Bericht Windige Geschäfte – was Marokko und Siemens an der COP22-Klimakonferenz in Marrakesch verheimlichen wollen runter (2 MB) [oder Druckversion, 17MB].
Siemens und die italienische Firma Enel sind am stärksten in den Bau von Windenergieprojekten in der Westsahara involviert. Siemens und Enel gewinnen Marokkos Ausschreibungen dank ihrer Partnerschaft mit der Energiefirma, die sich im Besitz des marokkanischen Königs befindet.
„Wenn das marokkanische Königshaus, das den Energiemarkt selbst reguliert, große Energieverträge in diesem Gebiet erhält, dann hat dies einen hohen Preis für den UNO-Friedensprozess in der Westsahara“, sagt Erik Hagen von Western Sahara Resource Watch.
Durch den Export der Energie nach Marokko, wird die Verbindung Marokkos und der königlichen Familie zur Westsahara gefestigt. Wieso sollte der König an einem Prozess der Selbstbestimmung und Dokolonialisierung interessiert sein, wenn er selbst von Marokkos illegaler Präsenz hier profitiert?“, stellt Hagen fest.
Die rechtmäßigen Besitzer des Landes, die Sahraouis, haben den marokkanischen Projekten nie zugestimmt. Die Hälfte der Bevölkerung floh 1975 nach der Besetzung durch Marokko aus dem Land. Führende Gegner der sozio-ökonomischen Ausgrenzung der Sahraouis verbüßen lebenslange Haftstrafen in marokkanischen Gefängnissen.
Der vorliegende Bericht zeigt detailliert, wie Marokko plant, Anlagen zur Herstellung erneuerbarer Energie mit einer Kapazität von 1000 Megawatt zu bauen. Die umstrittene Energieproduktion aus Sonne und Wind in der Westsahara macht heute schon fast 7 Prozent der gesamten marokkanischen Energieproduktion aus. Bis 2020 könnte der Anteil auf erstaunliche 26.4 Prozent ansteigen.
Western Sahara Resource Watch fordert alle involvierten Unternehmen dazu auf, ihre Infrastrukturprojekte in der Westsahara, die mit der marokkanischen Regierung in Verbindung stehen, zu beenden, um den UNO-Friedensprozess nicht zu behindern.
Die Klimakonferenz wird an dem Tag eröffnet, an dem Marokko den Jahrestag der Besetzung feiert. Mehrere hundert Sahraouis werden seit der Invasion immer noch vermisst.
Der Bericht kann auch in Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Schwedisch und Dänisch heruntergeladen werden.
Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat heute einen detaillierten Bericht darüber vorgelegt, wie Marokko dabei ist, bis über 1000 MW (Megawatt) Anlagen für die Gewinnung erneuerbarer Energien in der Westsahara zu installieren, einem Gebiet, das Marokko zu großen Teilen noch immer völkerrechtswidrig besetzt hält.
Was kann falsch daran sein, in einer Welt, die dringend einen ökologischen Wandel braucht, erneuerbare Energien auszubauen? In der Westsahara sind die Probleme vielschichtig.
Im vierten Jahr in Folge weicht der deutsche Technologiekonzern auf seiner Jahreshauptversammlung der Frage aus, ob es die Zustimmung des Volkes der Westsahara erhalten hat, auf dessen Land tätig zu werden.