Im Auftrag von Kosmos Energy begann eine Tochtergesellschaft der chinesischen nationalen Ölgesellschaft CNPC in diesem Monat erneute Erkundungen vor der Küste der besetzten Westsahara. „Dadurch werden die Bemühungen der Vereinten Nationen um eine friedliche und dauerhafte Lösung des letzten afrikanischen Kolonialkonflikts völlig untergraben", verurteilte WSRW die Aktivitäten.
Western Sahara Resource Watch (WSRW) kann nachweisen, dass das Schiff „BGP Prospector“ Mitte Mai mit Explorationsstudien vor der Küste der Westsahara begonnen hat. Das Mutterschiff wird von den Versorgungsschiffen Geo-Service 1 (IMO-Nummer 9621546), Baltimore (IMO number 8121393) and Alk Explorer (IMO number 5222354) und Flamingo (IMO-Nummer 6911861) begleitet.
Schiffsbewegungen s. unten
Aus diesen Schiffsbewegungen ist nur zu schließen, dass es sich hier um Explorationen im Auftrag von Kosmos Energy handeln muss. Kosmos Energy verfügt über Explorationslizenzen für den Boujdor (Bojador) Block in den Gewässern vor der besetzten Westsahara. Kosmos hat bereits erklärt, noch in diesem Jahr erste Bohrungen niederzubringen und hat am 28. Oktober 2013 angekündigt, vor Bohrbeginn weitere 3D-Seismiken vornehmen zu lassen. Bei den nun entdeckten Aktivitäten kann es sich nur um die letzte alarmierende Runde, die angekündigte, abschließende 3D-Exploration handelt.
Ein Bohrschiff wird bereits für Juli im Küstenbereich der Westsahara erwartet; mit ersten Bohrungen im besetzten Gebiet ist für Oktober oder November zu rechnen.
Die gerade entdeckten seismischen Untersuchungen dienen scheinbar dazu, Lage und Ausmaß möglicher Erdöl-Lagerstätten unter dem Meeresboden im Norden und Süden des Boujdour (Bajador) Blocks zu verifizieren. Die Untersuchungen finden genau in dem Gebiet statt, für das Kosmos die geplante Sondierungsbohrung „Garaa 1“ angekündigt hat.
„Kosmos Energys Aktivitäten untergraben völlig die Friedensbemühungen der Vereinten Nationen über das besetzte Gebiet. Das Unternehmen hat sich noch nicht einmal bemüht, herauszufinden, ob seine Aktivitäten mit den Wünschen und Interessen der saharauischen Bevölkerung übereinstimmen. Wir verurteilen und bedauern Kosmos Energys mangelnde Achtung der Grundlagen des Völkerrechts und der Rechte des saharauischen Volkes ", erklärte Erik Hagen, Vorsitzender von Western Sahara Resource Watch.
Aus Sicht der UNO stellen Ölförderungen eine Verletzung des Völkerrechts dar, wenn sie entgegen den Wünschen der Bevölkerung erfolgen. Die saharauische Exilregierung hat die Aktivitäten und Pläne von Kosmos ausdrücklich verurteilt. Sowohl in den besetzten Gebieten als auch in der Diaspora ist es bereits zu einer Vielzahl an Protesten gekommen.
Zwei Runden seismischer Untersuchungen sind bereits im Boujdour (Bajador) Block durchgeführt worden. Die Unternehmen, die an diese Untersuchungen beteiligt waren, haben alle erklärt, dass sie derartige Aufträge aufgrund der politischen Komplikationen nicht wieder anzunehmen gedenken. Als Kosmos 2008 das niederländische Unternehmen Fugro mit den vorherigen 2D- Untersuchungen beauftragte, erklärte Fugro „entschieden [zu haben], von der weiteren Mitwirkung in der Westsahara solange abzusehen, bis die politische Lage geklärt ist". Das erste Unternehmen, TGS – Nopec (Norwegen), das mit der Durchführung einer solchen Seismik beauftragt war, bestätigte seinen Rückzug und begründete ihn mit „der Komplexität der politischen Verhältnisse in der Region und im Einklang mit den Einschätzungen norwegischer Behörden. Im Ergebnis hat die Gesellschaft beschlossen, unter den gegebenen politischen Bedingungen keine weiteren Projekte in der Westsahara durchzuführen. Darüber hinaus verpflichtet sich die Gesellschaft, ihre Verfahren für die Risikobewertung möglicher Projekte in umstrittenen Gebieten der Welt zu verbessern." Das Unternehmen Offshore Thor aus Dänemark, das Versorgungsschiffe bereitstellte, erklärte das Gleiche.
Um überhaupt noch Unternehmen zu finden, die bereit sind, Explorationen durchzuführen, musste Kosmos nach China ausweichen. BGP, Tochtergesellschaft von CNPC, hat bereits derartige Explorationen auf See der besetzten Westsahara in der Vergangenheit durchgeführt. So tätigte BGP von Oktober 2012 bis Juli 2013 ähnliche Untersuchungen, wie das Unternehmen in einer Mail vom 5. März 2013 an WSRW bestätigte. In dieser Zeit wurde BGP vom französischen Konzern Total beauftragt, Explorationen im so genannten Anzarane Block südlich vor der Küste von Dakhla durchzuführen, wo nun weiter nach Öl gesucht wird.
Marokko hält seit 1975 den größten Teil der Westsahara besetzt und weigert sich, seinen Verpflichtungen nachzukommen, Vereinbarungen über das Selbstbestimmungsrecht der saharauischen Bevölkerung einzuhalten. Die UN ist dabei, Friedensgespräche zu fördern. Als Marokko das Explorationsprogramm in dem Boujdour (Bajador) Block ausschrieb, bestand noch die Zusage des Königreichs für die Durchführung einer Volksabstimmung über die Unabhängigkeit im Einklang mit dem Völkerrecht und den unterzeichneten Friedensabkommen.
Das Video auf der rechten Seite wurde im Hafen von Las Palmas aufgenommen, als das Schiff von einer früheren Erkundung zurück gekommen war. Auf dem gleichen Video ist auch das Versorgungsschiff Geo-Service 1 zu erkennen.
Zur Veranschaulichung einige Fotos: Bilder von Geo-Service 1 und BGP Prospector in Las Palmas nach der Expedition im letzten Jahr; Geo-Service 1 beim Beladen in den besetzten Gebieten im Februar 2013 und Saharauis, die im Hafen von Las Palmas gegen die seismische Exploration 2009 im Auftrag von Kosmos Energy demonstrieren.
Das Versorgungsschiff Flamingo gehört dem niederländischen Unternehmen Van Laar Maritime. Die Alk Explorer wird von einer anderen niederländischen Reederei, nämlich Green BV
, betrieben, während es von der Baltimore heißt, dass sie der niederländischen Reederei Hakvoort Sea Transport BV gehöre.
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BGP Prospector:
Flamingo:
Geo Service 1:
Baltimore:
Alk Explorer
Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat internationale Banken zu einem Stopp der Finanzierung des Erdölunternehmens Kosmos Energy aufgefordert. Diese US-Firma will Ölvorkommen vor der Küste der besetzten Westsahara erschließen.