Die marokkanische Regierung hat eine spanische Städtebauberatungsfirma hinzugezogen, um das in Bezug auf Menschenrechte als Schandfleck bekannte Dakhla in eine vermeintliche Öko-Stadt zu verwandeln.
Territorio y Ciudad, ein auf Stadt- und Raumplanung spezialisiertes spanisches Unternehmen, hat einen Bericht erstellt, in dem es die wichtigsten Maßnahmen darlegt, die angeblich erforderlich seien, um Dakhla in eine "nachhaltige Stadt" zu verwandeln.
Der Bericht mit dem Titel "Study Concerning an Eco-City in Dakhla. Morocco" verortet Dakhla - eine Stadt an der Küste der besetzten Westsahara - fälschlicherweise in Marokko, das seit 1975 drei Viertel der Westsahara militärisch besetzt hält. Die UNO hat Marokko aufgefordert, die illegale Besetzung des Gebiets von Dakhla zu beenden.
Die Westsahara gehört zu den Ländern mit dem niedrigsten Niveau bei der Gewährleistung von bürgerlichen und politischen Rechten weltweit.
Die Studie ist nur teilweise auf der Website von Territorio y Ciudad verfügbar und nicht datiert (auch hier verfügbar). Anhand einer kurzen Pressemitteilung (oder hier) auf der Homepage der Firma schließt Western Sahara Resource Watch (WSRW), dass der Bericht im Mai 2020 vorgelegt worden sein muss. Die Firma wurde anscheinend von der marokkanischen Regierung beauftragt - genauer gesagt vom Ministerium für Stadt- und Landesplanung, das auf der Website von Territorio y Ciudad als einer der Kund:innen angegeben wird.
WSRW hat sich im Zusammenhang mit dem Bericht an Territorio y Ciudad gewandt und nachgefragt, ob das Unternehmen die Zustimmung der von der UN anerkannten Vertretung des Volkes der Westsahara, der Frente Polisario, zu seinem Vorhaben eingeholt hat, eine Stadt in der letzten Kolonie Afrikas durch einen Vertrag mit der Besatzungsmacht neu zu gestalten. Das Unternehmen hat auf dieses Schreiben nicht geantwortet.
Der Bericht von Territorio y Ciudad enthält eine Liste von Empfehlungen und Vorschlägen, die auf die Schaffung multifunktionaler Stadtteile, neuer Aktivitätszonen, die "die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt stärken", und auf nachhaltige Mobilität abzielen.
Der Bericht hebt auch die Umsetzung von Projekten für erneuerbare Energien hervor. In den öffentlich zugänglichen Skizzen wird unter anderem ein Solarkraftwerk in Dakhla erwähnt. WSRW geht davon aus, dass es sich bei der im Bericht erwähnten Anlage um dieselbe handelt, über die wir im August 2020 berichteten. Damals hatte Africa Intelligence über die Pläne für Noor Dakhla berichtet und den geplanten Standort - El Argoub, ein Gebiet in der Nähe der Halbinsel Dakhla - sowie die Tatsache, dass bereits eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt worden war, bekannt gegeben. Weitere Informationen waren nicht verfügbar, auch nicht über die geplante Kapazität des Solarkraftwerks. In dem Bericht von Territorio y Ciudad ist die Rede von einem Solarkraftwerk mit einer Leistung von 150 MW, das am Point Kilométrique 40 (PK 40) gebaut werden soll, was sich mit El Argoub decken würde.
Territorio y Ciudad hat bereits früher für die marokkanische Regierung gearbeitet, und zwar an ähnlichen Projekten in den Städten Benslimane und Marrakesch innerhalb des marokkanischen Hoheitsgebiets. Das Unternehmen hat ein Büro in Tanger. Viele Kund:innen des Unternehmens sind spanische Städte und Gemeinden, von denen einige aus Solidarität mit den Menschen in der Westsahara Partnerschaften mit sahrauischen Geflüchtetencamps geschlossen haben. Viele der geflüchteten Sahrauis kommen aus Dakhla, derselben Stadt, die von Marokko illegal besetzt ist; eine Besatzung, die durch Hilfe des spanischen Beratungsunternehmens nun "grün" wird.
Der Export von Phosphatgestein aus der besetzten Westsahara war noch nie geringer als 2019. Dies geht aus dem neuen WSRW-Bericht P for Plunder hervor, der heute veröffentlicht wurde.
WSRW veröffentlicht heute seinen aktualisierten Übersichtsbericht aller Käufer, die im vorherigen Jahr Phosphatgestein aus der Westsahara gekauft haben. In dem Bericht werden die Mengen, die Erlöse sowie die Verschiffungen im Auftrag der marokkanischen Besatzungsverwaltung aus der besetzten Westsahara für 2014 genannt.
WSRW stellt heute zum ersten Mal einen umfassenden Bericht über die marokkanischen Phosphatgestein-Exporte aus der besetzten Westsahara der Öffentlichkeit vor und benennt darin konkret die Anwerbungen von Abnehmern, Umfänge, Verkaufserlöse und Abtransporte.
Siemens Energy ist unter den multinationalen Konzernen, die Berichten zufolge Interesse bekundet haben, Marokko beim Transport von in der besetzten Westsahara erzeugtem Strom in sein Staatsgebiet zu unterstützen.