Ein Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten will noch in diesem Jahr einen neuen umstrittenen Windpark in der besetzten Westsahara errichten.
Foto: Strommast am Stadtrand von El Aaiún, besetzte Westsahara, 2024.
Im Juni berichteten marokkanische Medien, dass die marokkanische Holdinggesellschaft YNNA ein Joint Venture mit dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässigen Unternehmen Amea Power gegründet hat, um einen 100-MW-Windpark in der Nähe von El Aaiún in der besetzten Westsahara zu errichten.
AMEA Power ist ein Projektentwicklungsunternehmen im Bereich der erneuerbarer Energien und eine Tochtergesellschaft des emiratischen Mischkonzerns Al Nowais Investments. Der Baubeginn des Windparks ist angeblich für Ende 2025 geplant, die Inbetriebnahme soll 2027 erfolgen. Der Windpark wird alle Tochtergesellschaften von YNNA mit „Ökostrom“ versorgen.
Das Projekt ist das jüngste einer wachsenden Liste von Anlagen für erneuerbare Energien, die Marokko in dem von ihm illegal besetzten Gebiet installiert. Die nationale Energiestrategie Marokkos stützt sich in hohem Maße auf Projekte in der Westsahara, darunter Pläne für eine 1.400 km lange Übertragungsleitung, um Strom aus Solar- und Windkraft aus dem besetzten Gebiet nach Casablanca und in andere Teile Marokkos zu transportieren.
Die Westsahara ist von den Vereinten Nationen als Hoheitsgebiet ohne Selbstregierung anerkannt. Der Internationale Gerichtshof hat Marokkos Anspruch auf die Souveränität über das Gebiet ausdrücklich zurückgewiesen und stattdessen das Selbstbestimmungsrecht des sahrauischen Volkes bekräftigt – also das Recht, frei über den politischen Status seines Landes zu entscheiden und seine natürlichen Ressourcen zu kontrollieren.
Dieser Rechtsgrundsatz wurde in zehn aufeinanderfolgenden Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Union bekräftigt, die bestätigten, dass jede wirtschaftliche Tätigkeit in der Westsahara der Zustimmung des sahrauischen Volkes bedarf. Soweit WSRW bekannt ist, erfüllt kein einziges Projekt im Bereich erneuerbare Energien in diesem Gebiet – weder in Betrieb befindliche noch geplante – diese Bedingung.
„Initiativen wie der Windpark Amea Power-YNNA bergen die Gefahr, dass die Besatzung unter dem Vorwand der Energiesicherheit festgeschrieben wird, während die Rechte des sahrauischen Volkes missachtet werden“, sagt Sara Eyckmans von Western Sahara Resource Watch. „Marokko nutzt Projekte zur ‚grünen Wende‘ auf besetztem Land, um internationale Unternehmen – und damit auch internationale Regierungen – ins Land zu holen, um seinen Anspruch auf ein Gebiet zu legitimieren, über das es keine rechtliche Souveränität hat.“
Im März 2025 veröffentlichten acht UN-Sonderberichterstatter:innen eine gemeinsame Erklärung, in der sie Marokko aufforderten, den Abriss sahrauischer Häuser im Zuge der Ausweitung seiner Projekte für grüne Energie in dem Gebiet zu stoppen. Die Erklärung folgte auf erneute Besorgnis über die systematische Unterdrückung sahrauischer Stimmen, darunter Journalist:innen, Aktivist:innen und Menschenrechtsverteidiger:innen.
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