Eine Tochtergesellschaft des US-Unternehmens hat mit dem Energieunternehmen des marokkanischen Königs einen Vertrag über einen großen Windpark in der Westsahara unterzeichnet, in dem das Territorium durchweg als Teil Marokkos bezeichnet wird.
Foto (APSO): Der Windpark Aftissat in der besetzten Westsahara umfasst bereits Windkraftanlagen mit einer Leistung von 200 MW. Durch die Beteiligung von General Electric wird sich die Kapazität dieses Windparks bis 2023 verdoppeln. Das Bild wurde kürzlich aufgenommen.
GE Renewable Energy, eine Tochtergesellschaft des US-Konzerns General Electric, gab in einer Pressemitteilung vom 30. September 2021 bekannt, dass sie einen Großauftrag für das Errichten eines 200-MW-Windparks in der Westsahara erhalten hat.
In seiner Pressemitteilung bezieht sich das Unternehmen auf den Standort des Windparks durchweg als "in Marokko". Dies ist jedoch nicht korrekt. Die UN, internationale Gerichte und die internationale Gemeinschaft betrachten die Westsahara als von Marokko gesondert und unterschiedlich. Der größere Teil des Territoriums ist seit 1975 unter marokkanischer Besatzung.
Die Beteiligung des Unternehmens findet im Rahmen einer Erweiterung des bereits bestehenden Windparks Aftissat statt. Das neue Projekt mit der Bezeichnung "Aftissat 2" wird aus 40 Windrädern mit einer Leistung von jeweils 5 MW bestehen.
Die Ankündigung erfolgte nur einen Tag nachdem der EU-Gerichtshof erklärt hatte, dass die bilateralen Abkommen der EU mit Marokko die Westsahara nicht einschließen dürfen.
"Dies ist ein wichtiger Wendepunkt für das Königreich, das auf dem Weg ist, eines der engagiertesten Schwellenländer in der Entwicklung von Wind- und Solarenergie zu werden", so das Unternehmen in seiner Pressemitteilung.
Western Sahara Resource Watch (WSRW) findet das Abkommen und die Darstellung besorgniserregend.
"Wir verurteilen den mangelnden Respekt von General Electric für grundlegende Prinzipien des Völkerrechts und der Menschenrechte. In Ihrer Ankündigung wird ausdrücklich erklärt, dass das Projekt der Entwicklung Marokkos dient. Ihr marokkanisches Partnerunternehmen, der dem König von Marokko gehört, hat kein Recht, Ihrem Unternehmen einen Vertrag für ein solches Projekt zu erteilen. Das Territorium [auf dem der Windpark errichtet werden soll] gehört dem sahrauischen Volk", schrieb WSRW heute in einem Brief an das Unternehmen.
WSRW fordert GE Renewable Energy auf, den unterzeichneten Vertrag unverzüglich zu kündigen und appelliert an die internationalen Anteilseigner:innen von General Electric Co, sich mit dem Unternehmen in Verbindung zu setzen, um dies zu erreichen.
GE Renewable Energy ist ein im Jahre 2015 gegründetes Unternehmen, entstanden aus der Zusammenführung der Windenergie-Anteile von General Electric und jenen, die das Unternehmen von der französischen Firma Alstom gekauft hatte. Als Teil der Bedingungen von Alstom für die Übernahme wurde der Hauptsitz von GE Renewable Energy von New York nach Paris verlegt.
Alstom ist bereits mehrfach im besetzten Gebiet aufgefallen. Im Jahr 2013 war Ausrüstung von Alstom Teil der Lieferungen für den Windpark Foum El Oued. 2014 berichtete WSRW über eine sahrauische Familie, die aufgrund einer Alstom-Stromleitung ihr Land und ihr Zuhause verlor.
Die Pressemitteilung von GE Renewable Energy kann hier im PDF-Format heruntergeladen werden.
Siemens Energy ist unter den multinationalen Konzernen, die Berichten zufolge Interesse bekundet haben, Marokko beim Transport von in der besetzten Westsahara erzeugtem Strom in sein Staatsgebiet zu unterstützen.
Das US-Unternehmen GE Vernova scheint andere lukrativen Projekte aufs Spiel zu setzen, wenn es in der besetzten Westsahara für die marokkanische Behörden tätig ist.
Im vierten Jahr in Folge weicht der deutsche Technologiekonzern auf seiner Jahreshauptversammlung der Frage aus, ob es die Zustimmung des Volkes der Westsahara erhalten hat, auf dessen Land tätig zu werden.