Vor einem Jahr wurde Marokkos Versuch, für ein Windpark-Projekt in der besetzten Westsahara UN- geförderte Emissionsgutschrifte zu erhalten, abgelehnt. Nun hat das gleiche Projekt von einer anderen, privaten Zerstifizierungs-Agentur den gewünschten Zuschlag erhalten.
Im Mai 2013 wurde das Foum el Oued Windpark Projekt beim Geprüften Kohlenstoff-Standard (Verified Carbon Standard: VCS), einem informellen Klimaschutzprogramm, registriert. Nachdem das Projekt eine Positivbescheinigung durch die SGS United Kingdom Limited, einer britischen Zertifizierungsstelle für die Bewertung von VCS-Standards, bekommen hat, kann das Foum el Oued Projekt jetzt Emissionsgutschriften einfordern, die richtig viel Geld einbringen.
Es gibt zwei Mechanismen für Emissionsgutschriften: den formellen oder regulären und den informellen Kohlenstoff-Dioxid-Markt.
„Während der erste Mechanismus von der internationalen Gemeinschaft eingerichtet wurde, um Regierungen und Unternehmen zur Einhaltung des Kyoto-Protokolls durch eine Reihe von strengen Regeln und Standards zu bewegen, fehlt dem zweiten Markt genau das: nämlich staatliche Aufsicht und klare, gemeinsame Auswahlkriterien für Projekte zur Emissionsreduzierung. Dennoch ist dieser informelle Markt in den letzten Jahren enorm gewachsen und hat sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt, wo jeder - darunter auch Einzelpersonen -Emissionsgutschriften erwerben und mit den eigenen Treibhausgasemissionen verrechnen kann“, sagt Eva Filzmoser von Carbon Market Watch, eine in Brüssel ansässige Nicht-Regierungsorganisation, die für einen fairen und wirksamen Klimaschutz eintritt.
VCS ist ein großer Spieler auf diesem Markt, der nach seinen eigenen Kriterien feststellt, ob ein Projekt für Emissionsgutschriften förderfähig ist.
Das Foum el Oued Windpark-Projekt wird von der NAREVA Holding geplant und durchgeführt, ein marokkanisches Industrie-und Finanzkonglomerat, das direkt dem König von Marokko untersteht. Das deutsche transnationale Unternehmen, die Siemens AG , erhielt den Zuschlag auf Windkraft-Turbinen und technisches Know How für das Projekt. Laut der marokkanischen Elektrizitäts - Agentur soll dieser Windenergiepark ab 2014 Strom liefern.
NAREVA‘s Versuch, das Foum el Oued Projekt auf dem von den Vereinten Nationen kontrollierten regulären Markt registrieren zu lassen, blieb erfolglos. Det Norske Veritas, das norwegische Unternehmen, das vom Clean Development Mechanismus (CDM) der Vereinten Nationen beauftragt wurde, das Windpark - Projekt von Foum el Qued zu überprüfen, riet 2012 von der Förderung ab, gerade weil es sich in einem politisch umstrittenen Gebiet befände. Ohne Aussicht auf den Erhalt von Emissionsgutschriften, erschien das gesamte Projekt weniger rentabel für die marokkanischen Betreiber. Dies aber hat schließlich dazu geführt, dass die NAREVA-Tochter, Energie Eolienne du Maroc (EEM), auf den informellen Markt ausgewichen ist, wo sich das Unternehmen in Ermangelung an einheitlichen Regeln eher Erfolg erhoffte.
WSRW hat sich heute mit einem Brief an den Vorstand von VCS gewandt, die Registrierung des Foum el Qued Windpark Projektes zu überdenken.
Vorsicht bei den Informationen, die Sie an der Klimakonferenz in Marrakesch (COP22) über Marokkos Leistungen im Bereich erneuerbare Energie erhalten. Ein immer größerer Teil der Projekte liegt im besetzten Gebiet der Westsahara. Die in diesen Projekten gewonnene Energie wird zur Ausbeutung von Mineralien benutzt. Dies belegt ein neuer WSRW-Bericht.
Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat heute einen detaillierten Bericht darüber vorgelegt, wie Marokko dabei ist, bis über 1000 MW (Megawatt) Anlagen für die Gewinnung erneuerbarer Energien in der Westsahara zu installieren, einem Gebiet, das Marokko zu großen Teilen noch immer völkerrechtswidrig besetzt hält.
Trotz anhaltender Proteste ist die deutsche transnationale Siemens AG bereits dabei, Bauteile für Windkraftanlagen nach El Aaiún in die besetzte Westsahara zu verschiffen. Dabei geht das Unternehmen eine Partnerschaft mit der gleichen königlichen Familie ein, die für die brutale Besetzung dieses Gebietes verantwortlich ist.
Im vierten Jahr in Folge weicht der deutsche Technologiekonzern auf seiner Jahreshauptversammlung der Frage aus, ob es die Zustimmung des Volkes der Westsahara erhalten hat, auf dessen Land tätig zu werden.