Königlicher Windpark im besetzten Land jetzt mit Klima-Label
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Vor einem Jahr wurde Marokkos Versuch, für ein Windpark-Projekt in der besetzten Westsahara UN- geförderte Emissionsgutschrifte zu erhalten, abgelehnt. Nun hat das gleiche Projekt von einer anderen, privaten Zerstifizierungs-Agentur den gewünschten Zuschlag erhalten.

Veröffentlicht 23. September 2013

Im Mai 2013 wurde das Foum el Oued Windpark Projekt beim Geprüften Kohlenstoff-Standard (Verified Carbon Standard: VCS), einem informellen Klimaschutzprogramm, registriert. Nachdem das Projekt eine Positivbescheinigung durch die SGS United Kingdom Limited, einer britischen Zertifizierungsstelle für die Bewertung von VCS-Standards, bekommen hat, kann das Foum el Oued Projekt jetzt Emissionsgutschriften einfordern, die richtig viel Geld einbringen.

Es gibt zwei Mechanismen für Emissionsgutschriften: den formellen oder regulären und den informellen Kohlenstoff-Dioxid-Markt.

„Während der erste Mechanismus von der internationalen Gemeinschaft eingerichtet wurde, um Regierungen und Unternehmen zur Einhaltung des Kyoto-Protokolls durch eine Reihe von strengen Regeln und Standards zu bewegen, fehlt dem zweiten Markt genau das: nämlich staatliche Aufsicht und klare, gemeinsame Auswahlkriterien für Projekte zur Emissionsreduzierung. Dennoch ist dieser informelle Markt in den letzten Jahren enorm gewachsen und hat sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt, wo jeder - darunter auch Einzelpersonen -Emissionsgutschriften erwerben und mit den eigenen Treibhausgasemissionen verrechnen kann“, sagt Eva Filzmoser von Carbon Market Watch, eine in Brüssel ansässige Nicht-Regierungsorganisation, die für einen fairen und wirksamen Klimaschutz eintritt.

VCS ist ein großer Spieler auf diesem Markt, der nach seinen eigenen Kriterien feststellt, ob ein Projekt für Emissionsgutschriften förderfähig ist.

Das Foum el Oued Windpark-Projekt wird von der NAREVA Holding geplant und durchgeführt, ein marokkanisches Industrie-und Finanzkonglomerat, das direkt dem König von Marokko untersteht. Das deutsche transnationale Unternehmen, die Siemens AG , erhielt den Zuschlag auf Windkraft-Turbinen und technisches Know How für das Projekt. Laut der marokkanischen Elektrizitäts - Agentur soll dieser Windenergiepark ab 2014 Strom liefern.

NAREVA‘s Versuch, das Foum el Oued Projekt auf dem von den Vereinten Nationen kontrollierten regulären Markt registrieren zu lassen, blieb erfolglos. Det Norske Veritas, das norwegische Unternehmen, das vom Clean Development Mechanismus (CDM) der Vereinten Nationen beauftragt wurde, das Windpark - Projekt von Foum el Qued zu überprüfen, riet 2012 von der Förderung ab, gerade weil es sich in einem politisch umstrittenen Gebiet befände. Ohne Aussicht auf den Erhalt von Emissionsgutschriften, erschien das gesamte Projekt weniger rentabel für die marokkanischen Betreiber. Dies aber hat schließlich dazu geführt, dass die NAREVA-Tochter, Energie Eolienne du Maroc (EEM), auf den informellen Markt ausgewichen ist, wo sich das Unternehmen in Ermangelung an einheitlichen Regeln eher Erfolg erhoffte.

WSRW hat sich heute mit einem Brief an den Vorstand von VCS gewandt, die Registrierung des Foum el Qued Windpark Projektes zu überdenken.

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