An dieser Ausschreibung sollten Sie sich nicht beteiligen
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Bevor ein Unternehmen in Erwägung zieht, ein Angebot für die marokkanische Ausschreibung zur Erdölexploration vor der Küste der besetzten Westsahara abzugeben, sollten in Bezug auf Due Diligence alle Alarmglocken läuten.

25. April 2022

Die marokkanische Regierung hat eine Ausschreibung für die "Geochemische Modellierung und Spielraumanalyse am marokkanischen Atlantikrand von Tanger bis Lagouira" veröffentlicht. Dass ein großer Teil der Studie außerhalb der international anerkannten Grenzen Marokkos, in den Gewässern vor der besetzten Westsahara, durchgeführt werden soll, wird dort nicht erwähnt.

Die Westsahara ist samt seiner Küstenlinie seit den 1970er Jahren von Marokko völkerrechtswidrig besetzt.

Die Ausschreibung des marokkanischen Office national des hydrocarbures et des mines (ONHYM) beinhaltet eine Studie, in der die Gebiete, die möglicherweise Erdöl beherbergen könnten, bewertet und kartiert werden. Einsendeschluss ist der 19. Mai 2022, und die Arbeiten sollen innerhalb von 18 Monaten abgeschlossen werden.

Zweck einer solchen Studie ist es, entsprechend der Erfolgsaussichten eine Rangfolge der Zonen aufzustellen. Die Studie wird die Daten von bisherigen Bohrungen zusammenfassen, die gesammelten seismischen Daten auswerten und Karten erstellen, auf denen die verschiedenen geologischen Zonen und möglichen Reservoirs dargestellt sind. Für die Arbeiten wird ein Unternehmen vom ONHYM-Büro in Rabat beauftragt.

Die im Rahmen der neuen ONHYM-Ausschreibung untersuchten Gebiete. Mehrere der Gebiete liegen außerhalb der international anerkannten Grenzen Marokkos, vor der Küste der besetzten Westsahara. Die geographische Darstellung in der obigen Karte stimmt nicht mit der UN überein. 

Aus den von ONHYM veröffentlichten Unterlagen geht hervor, dass ein Unternehmen offenbar Interesse an der Ausschreibung gezeigt hat, da es eine Frage zur Ausschreibung einreichte, in der es auf Englisch heißt: "Unser Fachwissen umfasst den Teil der Arbeit, der sich mit der geochemischen Interpretation und der Modellierung und Analyse von Erdölsystemen befasst, nicht aber mit der seismischen Interpretation und den seismischen Attributen. Wir gehen davon aus, dass ONHYM Vorschläge akzeptiert, die die Zusammenarbeit von 2 oder mehr Unternehmen beinhalten, aber könnten Sie uns dies bitte bestätigen?".

Die Identität des Unternehmens, das diese Anfrage gestellt hat, ist nicht bekannt.

Die letzte seismische Studie in der Westsahara wurde 2018 von einer russisch-chinesisch-britischen Kooperation durchgeführt. Die einzige Bohrung, die jemals in den an das besetzte Gebiet angrenzenden Gewässern durchgeführt wurde - von Kosmos Energy und Cairn Energy - führte zu weit gefächerter Kritik und zum Rückzug von Investor:innen.

"Western Sahara Resource Watch fordert alle Unternehmen auf, sich nicht an der Bewertung des Erdölpotenzials in der Westsahara zu beteiligen, solange keine Lösung für den Konflikt gefunden wurde. Jede Ölexploration in der Westsahara, die gegen die Wünsche und Rechte der Sahrauis verstößt, wird nur zu einer weiteren Festigung der marokkanischen Position führen und die Gespräche über eine Lösung des Konflikts untergraben. Unternehmen, die sich an der Ausbeutung der Ressourcen der Westsahara beteiligen wollen, sollten die Kosten des Imageschadens bedenken", erklärte Erik Hagen von Western Sahara Resource Watch. 

Die weitere Erkundung der Kohlenwasserstoffe verstößt gegen internationales Recht, solange das Volk der Westsahara dem nicht zugestimmt hat. Dies war die wichtigste Schlussfolgerung eines Rechtsgutachtens des Bereichs Rechtsangelegenheit des UN-Sekretariats im Auftrag des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2002. 

In der Vergangenheit hat Marokko eine Reihe von seismischen Dienstleistungsunternehmen davon überzeugt, Aufträge in der Westsahara anzunehmen, weil ONHYM oder die Betreibenden die tatsächliche Lage der Blöcke nicht angegeben hatten. Fast alle Unternehmen, die seismische Untersuchungen in der Westsahara durchgeführt haben, haben ihre Beteiligung inzwischen bereut: 

  • Wir geben zu, dass wir einen Fehler gemacht haben. Es ist ein sehr unangenehmes Gefühl, zur Unterstützung einer Besatzungsmacht beigetragen zu haben", so der CEO von SeaBird Exploration, 2015.
  • Ich habe kein Problem damit, im Nachhinein festzustellen, dass es vielleicht eine schlechte Idee war, diesen Auftrag anzunehmen", CEO von Spectrum ASA, 2011.
  • Das Unternehmen ist häufig an der Öl- und Gasförderung in Gebieten beteiligt, in denen die lokale Bevölkerung nicht konsultiert wurde. Aus diesem Grund hat das Unternehmen beispielsweise sein Engagement in der Westsahara eingestellt", Fugro NV, 2012, und seine Tochtergesellschaft Fugro-Geoteam "hat beschlossen, sich bis zur Klärung der politischen Situation nicht mehr in der Westsahara zu engagieren", 2010.
  • TGS-NOPEC ist sich der Komplexität der politischen Probleme in diesem Gebiet bewusst [...] Daher hat das Unternehmen beschlossen, keine neuen Projekte in der Westsahara in Angriff zu nehmen, solange sich die politischen Entwicklungen nicht ändern", Pressemitteilung vom 18.03.2003.


Andere Unternehmen sind rechtzeitig gewarnt worden und haben gezielt von solchen Aufträgen Abstand genommen: "Wir haben uns bereits mehrfach geweigert, seismische Erkundungen in der Westsahara durchzuführen", PGS, 2009.

ONHYM führte 2019 eine ähnliche Studie von Tanger bis Tarfaya durch (Englisch, Französisch). 

Siehe auch:       

Beschreibung der Ausschreibung [Download hier]

Ausschreibungsregeln [Download hier]

Ausschreibungsschreiben [Download auf Französisch und Arabisch]

Klarstellungsschreiben von ONHYM [Download hier]. 

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