Während das Europäische Parlament rasch einen Entschluss verabschiedete, in der die mutmaßliche Verwicklung Katars in den Korruptionsskandal, der die EU in ihren Grundfesten erschüttert, verurteilt wurde, stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten gegen ein ähnliches Vorgehen in Bezug auf Marokko.
Foto von @ElliLorz: Marokkanische Infrastruktur in der besetzten Westsahara.
Das Europäische Parlament hat gestern einen Entschluss zum "Korruptionsverdacht gegen Katar und die Notwendigkeit von Transparenz und Rechenschaftspflicht in den europäischen Institutionen" angenommen. Der Text wurde von einer überwältigenden Mehrheit der Abgeordneten bescblossen, mit nur zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen.
Die Abstimmung erfolgt nur wenige Tage nach der Verhaftung mehrerer Mitglieder des Europäischen Parlaments, Assistent:innen und Lobbyist:innen wegen ihrer mutmaßlichen Verwicklung in Korruption, Geldwäsche und organisiertes Verbrechen, an der Katar und Marokko im Austausch für Einfluss im Europäischen Parlament beteiligt gewesen sein sollen.
Die Ermittlungen werden von den belgischen Behörden durchgeführt. In einer Stellungnahme vor dem belgischen Parlament erklärte der belgische Justizminister zur Rolle Marokkos, dass "die Nachrichtendienste dieses Landes (die DGED) eine aktive Rolle bei diesen Aktivitäten der Einmischung spielen würden. Die Interessen können vielfältig sein. Um nur eines zu nennen: Fischereirechte."
Italienische Medien verwiesen auch auf die Abstimmung des Europäischen Parlaments im Jahr 2019 über den Vorschlag, die Westsahara ausdrücklich in den geografischen Geltungsbereich des Fischereiabkommens zwischen der EU und Marokko einzubeziehen, als ein wichtiges Ziel Marokkos bei der Einflussnahme. Nur ein Jahr zuvor hatte der Europäische Gerichtshof das Abkommen für rechtswidrig erklärt, insoweit es auf die Westsahara angewandt wurde, da Marokko keine Souveränität oder Verwaltungsmandat über das Territorium hat. Das novellierte Abkommen, dem das EU-Parlament in der entscheidenden Abstimmung 2019 zugestimmt hat, wurde als rechtswidrig eingestuft und befindet sich zurzeit im Berufungsverfahren.
Obwohl die Verwicklung Marokkos im Laufe der Ermittlungen immer größer zu werden scheint, konzentrierte sich der Text des Entschlusses nur auf die Rolle Katars. Mindestens einer der im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Bestechung Verhafteten - der Lebensgefährte der abgesetzten Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Eva Kaili (S&D) - hat Berichten zufolge gestanden, Teil einer Organisation gewesen zu sein, die versucht, sich im Sinne Marokkos in EU-Politik einzumischen.
Ein Änderungsantrag, der vorsah, im Entschluss ähnliche Besorgnis in Bezug auf die Rolle Marokkos in dem Skandal zum Ausdruck zu bringen, wurde jedoch von einer Mehrheit der Abgeordneten abgelehnt: Während 238 Abgeordnete für eine Gleichbehandlung Marokkos stimmten, votierten 253 Abgeordnete gegen den Vorschlag und 67 Abgeordnete enthielten sich der Stimme. Die Namen dieser Abgeordneten finden Sie in der untenstehenden Box.
Der Text des Änderungsantrags 31, der von Sira Rego und Manu Pineda (Die Linke, GUE/NGL) vorgeschlagen wurde, lautet: Das Europäische Parlement:
"In Anbetracht der Tatsache, dass die mmutmaßliche Korruption durch katarische und marokkanische Interessen auf die gleiche Art und Weise stattgefunden hat, ist es unverständlich, dass die Mitglieder des Europäischen Parlaments die Fälle unterschiedlich behandeln. Das verleiht dem moralischen Kompass des Parlaments keine Glaubwürdigkeit", erklärte Sara Eyckmans, Koordinatorin von Western Sahara Resource Watch.
Im Kontrast zur Weigerung, Marokko in ähnlicher Weise zu behandeln, zielt die angenommene Resolution zu Qatargate mit deutlicher Sprache auf das Land am Golf. Unter anderem: Das Europäische Parlament:
So stimmten die Abgeordneten über den Änderungsvorschlag ab, Marokko ähnlich wie Katar zu behandeln, während die strafrechtlichen Ermittlungen wegen Korruption noch andauern:
Dagegen gestimmt:
EKR: Jurgiel, Tošenovský, Vondra, Vrecionová, Zahradil
EVP: Adamowicz, Ademov, Adinolfi Isabella, Alexandrov Yordanov, Arias Echeverría,Arłukowicz, Asimakopoulou, Băsescu, Bellamy, Benjumea Benjumea, Berendsen,Bilčík, Bogdan, Bogovič, Braunsberger-Reinhold, Buda, Buşoi, Buzek, Casa, Caspary, del Castillo Vera, Clune, Colin-Oesterlé, Comi, van Dalen, Danjean, De Meo, Didier, Doleschal, Dorfmann, Duda, Ehler, Evren, Falcă,Fernandes, Frankowski, Franssen, Gahler, García-Margallo y Marfil, Geuking, Gieseke, Glavak, Hansen, Hava, Hetman, Hohlmeier, Hölvényi, Hortefeux, Hübner, Jahr, Juknevičienė, Kalinowski, Kanev, Kefalogiannis, Kelly, Kokalari, Kopacz, Kovatchev, Kubilius, Kympouropoulos, Lenaers, Lexmann, Liese, Lins, López-Istúriz White,Maldeikienė, Manders, Marinescu,
Markey, Martusciello, Mato, Mažylis, Meimarakis, Melbārde,Melo, Millán Mon, Montserrat, Morano, Mortler, Motreanu,Mureşan, Mussolini, Niebler, Nistor, Novak, Novakov, Olbrycht, Pereira Lídia, Pieper, Pietikäinen, Polfjärd, Pollák, Radtke, Regimenti, Salini, Sander, Sarvamaa, Schreijer-Pierik, Schwab, Seekatz, Sikorski,
Simon, Šojdrová, Sokol, Spyraki, Stavrou, Štefanec, Terras, Tobé, Tomac, Tomc, Vandenkendelaere, Verheyen, Virkkunen, Voss, Vuolo, Walsmann, Warborn, Weiss, Wieland, Winkler, Wiseler-Lima, Zagorakis, Zarzalejos, Zdechovský, Zoido Álvarez, Zver
Renew: Alieva-Veli, Al-Sahlani, Andrews, Ansip, Auštrevičius, Beer,Botoş, Boyer, Charanzová, Christensen, Cioloş, Cseh, Decerle, Dlabajová, ĎurišNicholsonová, Eroglu, Flego, Gheorghe, Glück, Goerens, Gozi, Hahn Svenja, Hlaváček, Hojsík, Ijabs, in 't Veld, Karlsbro, Katainen, Kelleher, Körner, Kyrtsos, Loiseau, Løkkegaard, Rasmussen, Melchior, Mihaylova,Mituța, Müller, Oetjen, Pekkarinen, Petersen, Pîslaru, Poulsen, Rafaela, Ries, Riquet, Semedo, Ştefănuță, Strugariu, Thun und Hohenstein, Toom, Torvalds, Tudorache, Wiesner, Wiezik
S&D: Aguilera, Ameriks, Androulakis, Avram, Balt, Biedroń, Blinkevičiūtė, Borzan, Bullmann, Burkhardt, Carvalhais, Cerdas, Cimoszewicz, Ciuhodaru, De Basso, Durá Ferrandis, Ecke, Ertug, Fernández, Fritzon, Gálvez Muñoz, García Muñoz, Gardiazabal Rubial, González, Grapini, Homs Ginel, Hristov, Incir,Jerković, Kammerevert, Kohut, Köster, Lange, Leitão-Marques, Liberadzki, López, Lucke, Maestre Martín De Almagro, Maldonado López, Marques Margarida, Marques Pedro, Matić,Mavrides, Maxová, Mikser, Miller, Moreno Sánchez, Noichl, Ohlsson, Olekas, Papadakis Demetris, Penkova, Picula, Rodríguez-Piñero, Ruiz Devesa, Sánchez Amor, Santos, Silva Pereira, Sippel, Stanishev, Ušakovs, Van Brempt, Wölken, Yoncheva, Zorrinho
Enthalten:
EKR: Berg, Berlato, Bourgeois, Brudziński, Czarnecki, Dzhambazki, Fidanza, Jaki, Kanko, Karski, Kempa,
Kopcińska, Kruk, Kuźmiuk, Legutko, Mazurek, Milazzo, Możdżanowska, Nesci, Procaccini, Rafalska, Ruissen,
Rzońca, Saryusz-Wolski, Stancanelli, Szydło, Tarczyński, Tobiszowski, Waszczykowski, Wiśniewska,
Zalewska, Złotowski
ID: Androuët, Bardella, Beigneux, Bilde, Dauchy, Garraud, Griset, Jalkh, Jamet, Lebreton, Mariani, Minardi,
Olivier, Rougé
NI: Bay, Bocskor, Deli, Deutsch, Gál, Győri, Gyürk, Hidvéghi, Járóka, Juvin, Kolakušić, Kósa, Meuthen, Schaller-Baross, Tóth
EVP: Niedermayer
Renew: Keller Fabienne
S&D: Bischoff, Cutajar, Durand, Kumpula-Natri
Dafür gestimmt:
EKR: Buxadé Villalba, Fragkos, Hoogeveen, Ilčić, Krasnodębski, Lundgren, Nissinen, de la Pisa Carrión, Rooken,
Roos, Terheş, Tertsch, Weimers
ID: Adinolfi Matteo, Anderson, Annemans, Baldassarre, Basso, Beck, Blaško, Bonfrisco, Borchia, Buchheit,
Campomenosi, Casanova, Ceccardi, Chagnon, Conte, Da Re, David, Fest, Ghidoni, Grant, Haider, Joron,
Krah, Kuhs, Lacapelle, Limmer, Lizzi, Panza, Reil, Rinaldi, Sardone, Tovaglieri, Vandendriessche, Vilimsky,
Vistisen, Zambelli, Zanni, Zimniok
NI: Beghin, Castaldo, Comín i Oliveres, Danzì, Ferrara, Gemma, Giarrusso, de Graaff, Gyöngyösi, Konstantinou,
Nikolaou-Alavanos, Papadakis Kostas, Pignedoli, Ponsatí Obiols, Puigdemont i Casamajó, Radačovský,
Rondinelli, Sinčić, Sonneborn, Uhrík, Ždanoka
EVP: Arimont, Bernhuber, Karas, Mandl, Schmiedtbauer, Winzig
Renew: Azmani, Bauzá Díaz, Bilbao Barandica, Brunet, Cañas, Canfin, Chastel, Cicurel, Danti, Ferrandino, Gamon,
Groothuis, Hayer, Huitema, Joveva, Nagtegaal, Nart, Pagazaurtundúa, Poptcheva, Rinzema, Solís Pérez,
Tolleret, Trillet-Lenoir, Vautmans, Vedrenne, Verhofstadt, Vázquez Lázara, Yenbou
S&D: Agius Saliba, Andrieu, Ara-Kovács, Bartolo, Benifei, Beňová, Bergkvist, Chahim, Covassi, De Castro,
Engerer, Fuglsang, Glucksmann, Gualmini, Guillaume, Hajšel, Heide, Jongerius, Lalucq, Larrouturou,
Laureti, López Aguilar, Mebarek, Molnár, Moretti, Muigg, Nemec, Picierno, Pisapia, Regner, Repasi, Reuten,
Roberti, Rónai, Schaldemose, Schieder, Sidl, Smeriglio, Tang, Tax, Tinagli, Toia, Ujhelyi, Variati, Vind,
Wolters
Linke GUE/NGL: Arvanitis, Aubry, Björk, Botenga, Chaibi, Daly, Demirel, Flanagan, Georgiou, Georgoulis, Gusmão,
Kizilyürek, Kokkalis, Kountoura, Matias, Maurel, Mesure, Omarjee, Pelletier, Pineda, Rego, Rodríguez Palop,
Schirdewan, Scholz, Urbán Crespo, Wallace
Grüne/EFA: Alfonsi, Andresen, Auken, Bloss, Boeselager, Breyer, Bricmont, Bütikofer, Carême, Cavazzini, Cormand,
Corrao, Cuffe, Dalunde, D'Amato, Delbos-Corfield, Delli, Deparnay-Grunenberg, Eickhout, Franz, Freund,
Gallée, Geese, Gregorová, Gruffat, Guerreiro, Hahn Henrike, Häusling, Hautala, Herzberger-Fofana,
Holmgren, Keller Ska, Kolaja, Kuhnke, Lamberts, Langensiepen, Marquardt, Matthieu, Metz, Miranda,
O'Sullivan, Pedicini, Peksa, Peter-Hansen, Reintke, Riba i Giner, Ripa, Roose, Ropė, Satouri, Semsrott, Solé,
Spurek, Strik, Toussaint, Urtasun, Vana, Van Sparrentak, von Cramon-Taubadel, Waitz, Wiener
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Das Europäische Parlament hat sich dafür ausgesprochen, in drei Parlamentsausschüssen Debatten über den Ausschluss der Westsahara aus den Handelsabkommen zwischen der EU und Marokko zu führen.
In einem weiteren Urteil vom 4. Oktober 2024 entschied der EU-Gerichtshof, dass Produkte aus der Westsahara auf dem EU-Markt nicht als "aus Marokko" gekennzeichnet werden dürfen.
Heute Morgen hat der Europäische Gerichtshof ein wegweisendes Urteil gefällt. “Dieses Urteil ist ein bedeutender Sieg für das Volk der Westsahara. In einer Zeit, in der das Völkerrecht unter Druck steht, ist es von grundlegender Bedeutung, dass die EU ihrem eigenen Gericht folgt und die Kollaboration mit der Besatzungsmacht durch illegale Handelsabkommen beendet.”, kommentiert WSRW.
Die Kennzeichnung von Erzeugnissen aus der Westsahara mit Herkunftsbezeichnung Marokko verstößt nach Ansicht der Generalanwältin des EU-Gerichtshofs gegen EU-Recht.