Siemens Gamesa pflanzt Bäume für die Besatzung
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"Wir haben 808 Bäume in Boujdour, Marokko, gepflanzt", prahlt Siemens Gamesa und vergisst, wie unzählige Male zuvor, in welchem Land sich sein umstrittenes Projekt befindet.

25. März 2022

Foto: Aktivist:innen vor der Jahreshauptversammlung von Siemens Gamesa am 24. März 2022 (Foto von Western Sahara is not for Sale

"Siemens Gamesa scheint immer noch nicht zu verstehen, in welchem Land das Unternehmen tätig ist. Ganz offensichtlich schert sich Siemens Gamesa nicht viel um Grundprinzipien des internationalen Rechts. Nach einem Jahrzehnt der Proteste gegen seine Energieprojekte mit dem marokkanischen König in der Westsahara kann das Unternehmen nicht einmal den Namen des Landes nennen, in dem seine Tätigkeiten stattfinden", erklärte Sara Eyckmans, Koordinatorin von Western Sahara Resource Watch. 

Erst kürzlich, wahrscheinlich im Februar oder März 2022, hat sich Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) erneut dafür entschieden, das eigenständige Hoheitsgebiet der Westsahara als zu Marokko gehörig zu bezeichnen. Auf seiner Website gab das Unternehmen an, dass der Ort, an dem es ein Projekt mit einer marokkanischen NRO durchführt, "Boujdour, Marokko" sei [Download hier]. 

"Mit diesem Wald haben wir in Boujdour, Marokko, zusammen mit unserem Partner HAF 808 Bäume gepflanzt und folgen damit unserem Ziel, die Wälder von Siemens Gamesa auf der ganzen Welt zu schaffen", verkündete das Unternehmen stolz. 

HAF - oder High Atlas Foundation - ist eine marokkanische Nichtregierungsorganisation, die offen angibt, sich politisch für die Interessen Marokkos einzusetzen

"Mein Volk ist nicht daran interessiert, dass Sie mit marokkanischen Organisationen zusammenarbeiten, um die Propaganda zu verbreiten, dass mein Land in Wirklichkeit ein Teil Marokkos ist", erklärte die sahrauische Aktivistin Nayua Jatri Aduh auf der Siemens Gamesa-Hauptversammlung am 24. März 2022 in Bezug auf die Baumpflanzung in „Boujdour, Marokko". 

Siemens Gamesa erklärte auf seiner Jahreshauptversammlung am 24. März 2022, dass es die Bemühungen der UNO unterstützte, aber das Unternehmen scheint die Geographie immer noch nicht richtig zu verstehen. Die Erklärung von Siemens Gamesa über die angebliche geografische Lage von Boujdour folgt dem Trend, alle Hinweise auf die Westsahara systematisch zu ignorieren: 

  • Als Siemens Gamesa im September 2020 den Vertrag für das umstrittene Boujdour-Projekt in der Westsahara bekannt gab, verkündete das Unternehmen, dass das neue Projekt zur Lieferung von Windturbinen "für den Windpark Boujdour im Süden Marokkos" bestimmt sei. Diese fehlerhafte Pressemitteilung ist immer noch auf der Website des Unternehmens zu finden. Als die ehemalige Mutterkonzern Siemens AG 2012 erstmals in die Projekte in der Westsahara einstieg, verwendete er eine ähnliche Formulierung.
  • In seinem Lagebericht von 2019 bezeichnete Siemens Gamesa zwei verschiedene Boujdour-Projekte als in "Marokko" [Download hier].
  • In einer Pressemitteilung von Siemens Gamesa vom 7. Oktober 2021 wurde das Projekt als in "Marokko" befindlich bezeichnet; die Pressemitteilung wurde jedoch sofort entfernt, nachdem WSRW über das Thema berichtet hatte.


Die ständigen Verweise des Unternehmens auf die Westsahara als "Marokko" erfolgen unter völliger Missachtung der UN-Terminologie und fünf Urteilen des Europäischen Gerichtshofs. 

Alle Hinweise darauf, dass das Unternehmen etwas in die Westsahara geliefert hat, entfernte SGRE aus allen öffentlichen Berichten, auch aus den Fortschrittsberichten für den UN Global Compact, von denen der letzte im April 2021 veröffentlicht wurde. 

Siemens Gamesa verweist oft auf sein nicht veröffentlichtes Rechtsgutachten, das angeblich seine Aktivitäten in der Westsahara als mit den "geltenden Gesetzen" in Einklang stehend qualifiziert, weicht aber systematisch allen Fragen aus, welche Gesetze des Landes in der Westsahara angeblich gelten. 

Das letzte Mal geschah dies auf der Jahreshauptversammlung des Unternehmens am 24. März 2022. 

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