Einer friedlichen Kundgebung von arbeitslosen saharauischen Studienabsolventen vor dem königlichen Palast in Rabat wurde gestern durch heftiges Eingreifen der marokkanischen Polizei ein jähes Ende gesetzt. „Die natürlichen Ressourcen der Westsahara reichen aus, um uns zu beschäftigen!“ hieß der Slogan auf einem der Transparente.
Zwei Tage lang haben arbeitslose saharauische Studienabsolventen auf den Straßen von Rabat Protest-Kundgebungen durchgeführt. Sie wehren sich gegen ihre Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Es ist nicht die fehlende Qualifikation der Grund für ihre Arbeitslosigkeit, sondern die Tatsache, dass sie Saharauis und nicht Marokkaner sind.
Als sich ein Demonstrationsumzug vom Innenministerium auf den Amtssitz des Premierministers zubewegte, wurde er vor dem Botschafter-Eingang des königlichen Palasts gewalttätig angehalten. Augenzeugenberichten zufolge sind die Protestierenden am Donnerstag, dem 7. Oktober, um 13.45 Uhr, von der marokkanischen Polizei umzingelt und brutal angegriffen worden.
Angaben der Demonstranten sprechen von der Festnahme von fünf Personen: Lehcen Lemgharbi, Hicham Azagan, Slayman Iaaich, Elwafi Chiyahou und Anouzla Majid (Foto weiter unten). Mittlerweile sind sie mit Ausnahme des Letztgenannten alle wieder entlassen worden.
Die folgenden Personen sollen verletzt worden sein: Tayar Naaima, Abdelhadi Rafiki, Ahmednah Bougnin, Ahmednah Elhansali und Zahra Essahel. Letztere wurde erlitt Schläge am ganzen Körper und eine schwere Kopfverletzung.
Die Protestteilnehmer führten Transparente mit Slogans wie „Die natürlichen Ressourcen der Sahara reichen aus, um uns alle zu beschäftigen“ mit sich (siehe Bild oben).
Ein Teilnehmer, der ungenannt bleiben möchte, meint, ein ganz besonderes Ärgernis für die marokkanische Polizei seien die Transparente mit nicht arabischsprachigen Slogans gewesen. Sämtliche Spruchbänder wurden denn auch beschlagnahmt.
Ein anderer Teilnehmer berichtet: „Wir wurden brutal angegriffen, nur weil wir unsere Rechte verteidigten. Marokko hat so zahlreiche gewinnbringende Handelsabkommen mit ausländischen Regierungen und verdient viel Geld mit den natürlichen Schätzen der Westsahara, und trotzdem ergeben sich daraus keine Arbeitsplätze für uns Saharauis.“
Es ist nicht das erste Mal, dass sich junge arbeitslose Saharauis mit erfolgreich bestandenem Studienabschluss auf die Strasse begeben, um gegen ihre Benachteiligung zu protestieren.
In den ersten beiden Juliwochen versammelten sich hunderte von arbeitslosen Saharauis protestierend in den Strassen Rabats, weil ihre erworbenen Studienabschlüsse ihnen keine Arbeitsplätze garantieren.
Laut einem Bericht wurden damals 1265 Marokkanern, diplômés chômeurs - Arbeitslose mit erfolgreich bestandenem Studienabschluss - Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst angeboten. Doch kam es – entgegen den gemachten Versprechen der marokkanischen Behörden – letztendlich nicht zur Anstellung auch nur eines einzigen Saharauis im Rahmen jenes Beschäftigungsprogramms.
Infolge der Protestaktionen im Juli 2010 und in Gesprächen der saharauischen Studenten mit Abdesalam Elbakkari, dem Verantwortlichen des Amts für Arbeitslose im Kabinett des Premierministers, versprach dieser, sich den Anliegen der saharauischen Studienabgänger anzunehmen. Doch die Protestteilnehmer stellen fest, dass sich bis heute absolut nichts getan hat und ein Ausweg aus der Situation nicht in Sicht ist.