Am Morgen des 10. Januar 2011 wurde 70 saharauischen Fischern mit polizeilicher Gewalt der Zugang zu den Hafenanlagen und dem Fischmarkt von Bojador/Westsahara verwehrt.
Am 10. Januar 2011 sperrten Polizeiautos die Einfahrt zum Hafen und Fischmarkt von Bojador hin ab und hinderten die saharauischen Fischer, zu ihren Booten zu gelangen. Nach Protesten der Saharauis kam es zur Konfrontation mit der Polizei. Marokkanische Siedler heizten die Stimmung an und beschimpften die saharauischen Fischer als "Fremde".
Western Sahara Resource Watch erhielt Bilder, die das gewaltsame Festhalten der saharauischen Fischer durch die Polizei dokumentieren.
Der [von Marokko eingesetzte] Gouverneur von Bojador, Elaarbi Etwaijar, der als „Schlichter“ herbeigerufen wurde, argumentierte, dass den saharauischen Fischern der Zugang verwehrt werde, weil ihnen die notwendigen Lizenzen, die zum Fischfang berechtigten, fehlten. Des weitern behauptete er, die Gruppe von Saharauis behinderten den reibungslosen Betrieb im Hafen.
Laut Berichten erklärten sich marokkanische Siedler bereit, diese "Fremden" zu vertreiben, sollte dies die Polizei nicht tun.
Laut Augenzeugen, wie dem ehemaligen saharauischen Politgefangenen Sidi Haiba Hbibi, hatten sich vor dem Hafengelände marokkanische Siedler versammelt, die mit Messern und Stöcken bewaffnet waren. Die Polizei machte keinerlei Anstalten, einzuschreiten. Haiba Hbibi befürchtet, dass solches Vorgehen gegenüber der einheimischen saharauischen Bevölkerung in einem weiteren Blutbad enden könnte, wie dies bereits am 8. November 2010 mit der gewaltsamen Niederschlagung friedlichen Proteste im Camp von Gdeim Izik und in El Aaiún geschehen ist.
Ein anderer Saharaui, der üblicherweise auf dem Fischmarkt arbeitet, sagte, dass am vergangenen Samstag, dem 8. Januar, 38 Tonnen Tintenfisch aus dem Fischereihafen von Bojador exportiert wurden. Für ihn bestätigt dies die Plünderung der natürlichen Ressourcen der Westsahara durch den marokkanischen Staat, ohne dass der einheimischen Bevölkerung - den Saharauis - ein Gewinn daraus erwachse.
Am dritten Tag nach der Sperrung des Hafens von Bojador für die saharauischen Fischer gingen die Proteste weiter. Mehr als 70 saharauische Fischer versammelten sich am späteren Nachmittag des 12. Januars erneut vor dem Eingang des Hafens. Die von marokkanischen Siedlern herbeigerufene Polizei ging wieder heftig gegen die Saharauis vor. Die Versammlung wurde augenblicklich aufgelöst und einigen Saharauis wie Elkharrachi Ebbaha drohte man mit der polizeilichen Festnahme.
Erneut begründeten die Besatzungsbehörden ihr hartes Vorgehen mit dem Fehlen der entsprechenden Lizenzen. Dem hielten die Saharauis entgegen, dass nicht sie, sondern vor allem die marokkanischen Siedler an die entsprechenden Lizenzen kämen.
"Wir müssen 1.500 Dirham (150 €) für die Lizenz bezahlen", sagte ein saharauischer Fischer, "das können wir uns ganz einfach nicht leisten."
Saharauische Fischer schätzen, dass etwa tausend marokkanischen Siedler im Besitz einer Lizenz für den Hafen von Bojador sind, während dabei höchstens zehn Saharauis berücksichtigt wurden.
Saharauische Fischer beklagen, dass die marokkanischen Besatzungsbehörden sie oft am Fischen hinderten, vor allem sobald die Fangsaison auf Tintenfische – wie in diesem Jahr am 5. Januar - eröffnet ist.
Saharauische Fischer äußern sich so:
"Die Meerestiere werden umgehend in die marokkanischen Städte wie Agadir und Casablanca abtransportiert. Wir können diese Meerestiere weder essen, noch haben wir einen Gewinn aus deren Verkauf."
"Die marokkanischen Behörden haben kein Recht, uns das Fischen in unseren eigenen Gewässern zum Zweck unserer Nahrungsbeschaffung zu verbieten."