Deutsche Bank und BlackRock bei Jagd nach Öl involviert
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Dies sind die Eigentümer der Delek-Gruppe, die hinter der Ölsuche vor der Küste der besetzten Westsahara steht.

13. Februar 2023

Das Bild oben zeigt das Schiff BGP Prospector (rechts), das 2013 nach einer Studie für den französischen Ölkonzern Total in den nahe gelegenen Gewässern im Hafen von Las Palmas angelegt hat. BGP steht unter chinesischer Kontrolle und wurde bereits zweimal mit der Kartierung des Meeresbodens vor der Westsahara beauftragt, das letzte Mal von der britischen Firma GeoEx im Jahr 2017. GeoEx versucht seitdem, die seismischen Daten an die Industrie zu verkaufen. Zwei israelische Unternehmen erhielten 2022 Lizenzen von der marokkanischen Regierung, zuletzt eine Tochtergesellschaft der Delek Group.

Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat eine Liste der größten Anteilseigner:innen der israelischen Ölgesellschaft Delek Group Limited erhalten.

Die Delek Group ist die Muttergesellschaft von NewMed Energy, das am 6. Dezember 2023 bekannt gab, dass es eine Lizenz für die Suche nach Öl vor der Küste der besetzten Westsahara erhalten hat. Das Unternehmen erhielt den Auftrag von der marokkanischen Regierung, die das Gebiet illegal besetzt hält und damit gegen internationales Recht verstößt. 

Das Unternehmen erklärte in einer Mail an WSRW, es halte sich an alle geltenden Gesetze, erklärt aber nicht, wie es zu diesem Schluss gekommen ist. 

Das an der Börse in Tel Aviv eingetragene Unternehmen befindet sich teilweise im Besitz europäischer und amerikanischer Investor:innen. Die Aktionärsliste, die WSRW erhalten hat, entspricht insgesamt 61,9 Prozent aller Aktien des Unternehmens. 

Western Sahara Resource Watch fordert alle Anteilseigener:innen des Unternehmens auf, sich mit der Delek Group diesbezüglich auseinander zu setzen und sich von dem Unternehmen zu trennen, wenn diese nicht unverzüglich das mit der marokkanischen Regierung unterzeichnete Abkommen über die Ölsuche vor der Küste des besetzten Gebietes aufkündigt. 

Die Delek-Gruppe ist bereits wegen ihrer Tätigkeit auf besetztem palästinensischem Land in die Kritik geraten. Einige Investor:innen, darunter der norwegische Pensionsfonds KLP, haben das Unternehmen aus diesem Grund bereits aus ihren Portfolios ausgeschlossen. 

Die WSRW vorliegende Übersicht der Anteilseigner:innen der Delek Group zeigt: 

  • 50,2% der Aktien befinden sich im Besitz des israelischen Staatsbürgers Yitzhak Tshuva, einem der reichsten Männer Israels.
  • Der zweitgrößte Anteilseigner ist der staatliche Pensionsfonds Norwegens. Der Übersicht zufolge kontrolliert die norwegische Regierung 2,94% des Unternehmens und ist damit die einzige staatliche Einrichtung, die in der Liste aufgeführt ist. Die Beteiligung des norwegischen Staates ist seit der Erstellung der Liste noch weiter gestiegen. Nach den von der norwegischen Regierung selbst am 31. Januar 2023 veröffentlichten Zahlen war der norwegische Anteil zum 31. Dezember 2022 auf 3,03 Prozent (55 Millionen Euro) gestiegen. Der Fonds hat in der Vergangenheit Unternehmen aus seinem Portfolio ausgeschlossen, die in der Westsahara nach Erdöl suchen, und dies als "inakzeptables Risiko bezeichnet, dass die Unternehmen durch ihre Kohlenwasserstoffexploration zu schwerwiegenden Verstößen gegen grundlegende ethische Normen beitragen", da Marokko nicht dazu bemächtigt ist, solche Lizenzen zu vergeben.
  • Die Deutsche Bank ist mit 0,49 % der Aktien des Unternehmens die zehntgrößte Eigentümerin auf der Liste.
  • Sechs US-Finanzunternehmen halten Anteile: Dimensional Holdings (1,17% der Aktien), Vanguard Group (1,07%), BlackRock (0,59%), Grantham Mayo van Otterloo & Co (0,46%), The Charles Schwab Corporation (0,16%), Empirical Finance (0,11%).
  • Die Liste enthält 9 weitere namentlich genannte israelische Personen und Unternehmen.


Aus einem Bericht von BankTrack aus dem Jahr 2021 geht hervor, dass die folgenden europäischen Unternehmen zu dieser Zeit auch Anteile hielten: BPCE Group (Frankreich), Allianz (Deutschland), Finisterre Capital (UK), Legal & General (UK), Ashmore Group (UK), Colchester Global Investors (UK), ABN Amro (Niederlande), HSBC (UK). WSRW ist nicht bekannt, ob dies weiterhin der Fall ist.

Aus demselben BankTrack-Bericht geht hervor, dass eine Reihe von europäischen Finanzinstituten der Delek-Gruppe im Zeitraum von 2018 bis Mai 2021 Kredite und Emissionsdienstleistungen zur Verfügung gestellt haben: BNP Paribas (Frankreich), HSBC (Großbritannien), Barclays (Großbritannien), ABN Amro (Niederlande), Lloyds Banking Group (Großbritannien), Deutsche Bank (Deutschland), SEB (Schweden), NatWest (Großbritannien), BBVA (Spanien), BPCE Group (Frankreich), DNB (Norwegen), ING Group (Niederlande).

WSRW hat die Delek Group auch in einem Portfolio des australischen Future Fund gefunden, der sich im Besitz des Staates befindet (Stand: 15. Oktober 2021). Delek erscheint auch in den Portfolios des FutureFund in den Jahren 2014, 2015, 2016 und 2021.

 

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