Rekordgewinne im Handel mit Konfliktphosphat
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Die Invasion in der Ukraine führte zu einem massiven Anstieg der Gewinne Marokkos aus der illegalen Ausbeutung von Phosphatgestein aus der besetzten Westsahara. Der neue WSRW-Bericht zeigt, dass die Exportmenge im Jahr 2022 dagegen stabil blieb.

24. April 2023

Western Sahara Resource Watch (WSRW) veröffentlicht heute zum zehnten Mal in Folge eine detaillierte jährliche Übersicht über die Unternehmen, die am Handel mit Phosphat aus der besetzten Westsahara beteiligt sind. Das illegal abgebaute Phosphatgestein ist eine der Haupteinnahmequellen des marokkanischen Staates in dem von ihm völkerrechtswidrig besetzten Gebiet. 

Den vollständigen Bericht finden Sie hier (English).

Im Jahr 2022 verließen insgesamt 23 Schiffe mit einer Ladung von insgesamt 1,23 Millionen Tonnen Phosphatgestein das besetzte Gebiet, was einem leichten Rückgang gegenüber den 1,4 Millionen Tonnen des Jahres 2021 entspricht. Da sich die globalen Phosphatpreise im Jahr 2021 infolge des russischen Einmarsches in der Ukraine praktisch verdoppelt haben, sind die illegalen Ausfuhren Marokkos immer lukrativer geworden. Die genaue Höhe der Einnahmen ist jedoch nicht bekannt. Der Wert beruht auf einer Schätzung von WSRW, basierend auf den Berechnungen früherer Jahre für bestimmte Gesteinsausfuhren aus der Bou Craa-Mine.

Nach derselben Berechnungsmethode wie in den Vorjahren schätzt WSRW, dass Marokkos Einnahmen durch das weiße Gold der Westsahara im Jahr 2022 bis zu 655,5 Millionen USD betragen könnten.

Marokko ist jedoch bestrebt, den illegalen Handel mit dem Konfliktmineral der Westsahara noch profitabler zu machen. Seit 2011 investiert das Königreich massiv in den Bau eines Phosphathafens und zugehörigen Anlagen in der letzten Kolonie Afrikas. Der seit Beginn der Besatzung im Jahr 1975 durch Marokko laufende Export von rohem Phosphatgestein soll so in einigen Jahren durch den Verkauf von höherwertigem, verarbeitetem Phosphat ergänzt werden.

Trotz früherer Zusagen, kein Phosphatgestein mehr aus der Westsahara zu beziehen, ist das US-Unternehmen Innophos Holdings inzwischen das weltweit größte Importunternehmen aus dem besetzten Gebiet. Die nach Mexiko verschifften Importe des Unternehmens machten 41,6% der Gesamtexporte aus der Westsahara im Jahr 2022 aus. Innophos hatte 2018 angekündigt, diese Importe aufgrund seiner "Verpflichtung für eine umfassende soziale Verantwortung" einzustellen, reagiert nun jedoch nicht auf Fragen in Bezug auf die Wiederaufnahme des umstrittenen Handels. 

Der Bericht dokumentiert außerdem:

  • Die Importe nach Indien, Mexiko und Neuseeland machen über 92 % des gesamten Handels mit Westsahara-Konfliktmineralien aus.
  • Nach einer Unterbrechung von sechs Jahren nahm Incitec Pivot eine weitere Lieferung nach Australien vor. Das Unternehmen reagierte nicht auf eine Anfrage von WSRW.
  • Zum ersten Mal überhaupt hat WSRW eine Lieferung nach Israel beobachtet.
  • Weder China Molybdenum noch EuroChem haben ihre früheren Einfuhren im Jahr 2022 wiederholt.
  • In Neuseeland sucht Ravensdown offenbar weiterhin nach Möglichkeiten, Phosphat aus der Westsahara zu vermeiden, was lobenswert ist. Bei Ballance Agri-Nutrients ist der gegenteilige Trend zu beobachten, da die Einfuhren weiterhin hoch sind.
     

Nachdem 2017 Schiffe, die Phosphat aus der Westsahara transportierten, in Panama und Südafrika gestoppt wurden, sind keine Lieferungen mehr über das Kap der Guten Hoffnung bzw. durch den Panamakanal gegangen. 

WSRW fordert alle am Handel beteiligten Unternehmen auf, alle Käufe und Lieferungen von Phosphatgestein aus der Westsahara sofort einzustellen, bis eine Lösung für den Konflikt gefunden ist. Investor:innen werden aufgefordert, sich diesbezüglich zu engagieren oder ihre Anteile zu veräußern, falls keine Maßnahmen seitens der Unternehmen ergriffen werden.

Die aktuelle Ausgabe des Berichts P for Plunder ist die zehnte in dieser Reihe. Frühere Ausgaben finden Sie hier.

 

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