Seit Anfang Mai führte die Royal Air Maroc in Straßburg eine Propagandakampagne durch und bot Reisen in das besetzte Gebiet der Westsahara an.
Inmitten des Korruptionsskandals #MoroccoGate, der die europäischen Institutionen erschüttert hat, versucht die marokkanische Regierung offenbar, ihre Fassade in der EU-Hauptstadt Straßburg, wo das EU-Parlament einmal im Monat tagt, etwas aufzubessern.
Seit Anfang Mai informierte eine große Kampagne mit öffentlichen Plakaten der Fluggesellschaft Royal Air Maroc über Billigflüge im nächsten halben Jahr nach Dakhla - das in Wirklichkeit ganz und gar nicht in Marokko liegt.
Auf dem Plakat ist auch das Logo der Airline-Allianz OneWorld zu sehen. Ironischerweise wird auf ihnen darauf hin, dass sie "retouchiert" seien.
Sechs Urteile des EU-Gerichtshofs aus den Jahren 2015 bis 2021 definieren die Westsahara und damit auch Dakhla eindeutig als nicht zu Marokko gehörig. Im Jahr 1979 forderte die UN-Generalversammlung Marokko auf, die Besetzung von Dakhla und der Westsahara zu beenden. Auch der Internationale Gerichtshof, der Afrikanische Gerichtshof für Menschenrechte und Rechte der Völker, die Afrikanische Union und die Europäische Union sind sich einig, dass die Westsahara nicht zu Marokko gehört. Der EU-Gerichtshof hat sogar entschieden, dass die Westsahara nicht unter das Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und Marokko fällt, eine Entscheidung, an die sich auch die Europäische Kommission hält.
Es gibt also keinen rechtlichen Rahmen für kommerzielle Flughafendienste zwischen der EU und der letzten Kolonie in Afrika.
Update 07.09.2023:
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der marokkanische Generalkonsul in Straßburg habe die Teilnahme der Jugendorganisation Organisation des Jeunes pour l'Union Européenne et Africaine (OJUEA) an einer Reise von Straßburg nach Dakhla "gefördert". OJUEA teilte WSRW mit, dass dies nicht zutreffend sei und dass die Initiative für die Reise der Organisation nach Dakhla im Februar 2023 von ihr ausging. Die Gruppe veröffentlichte zahlreiche sehr pro-marokkanische Beiträge in den sozialen Medien im Zusammenhang mit ihrer Reise. WSRW hat OJUEA Fragen zum Zweck dieser Reise und zum Inhalt der Beiträge gestellt.
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