Das französische Telekommunikationsunternehmen Orange ist stolz darauf, Geschäftsmöglichkeiten in den "südlichen Provinzen" des marokkanischen Königreichs zu finanzieren und betet, dass "Gott seiner Hoheit, dem marokkanischen König, beistehen möge".
Orange Maroc - eine marokkanische Tochtergesellschaft des französischen Telekommunikations-riesen Orange - schrieb am 11. Mai 2023 auf Linkedin, dass sie den Status eines "Goldsponsors" für eine Investitionsmesse in Dakhla habe.
Kontroverserweise bezieht sich das Unternehmen auf Dakhla als in den "südlichen Provinzen" des Königreichs Marokko befindlich.
Das ist nicht der Fall.
Die Westsahara ist ein von Marokko gesondertes und unterschiedliches Gebiet [laut EuG], und die Stadt Dakhla liegt in dem Teil der Westsahara, der illegal von Marokko besetzt ist.
Anderthalb Stunden nach der Ankündigung von Orange Maroc veröffentlichte ein LinkedIn-Account von Hind Lfal - der 2021 als Generalsekretär zu Orange Maroc [oder Download hier] kam - einen separaten LinkedIn-Post, der ebenso problematisch ist (Übersetzung von WSRW):
„Wir sind stolz darauf, am 11. und 12. Mai an der zweiten Ausgabe des "Tages der Investitionsförderung in Dakhla" teilzunehmen, organisiert von der APDAK unter der Schirmherrschaft Seiner Majestät des Königs VI, möge Gott ihm beistehen. Im Rahmen dieser Veranstaltung werden wir neben politischen und wirtschaftlichen Stakeholdern an den organisierten Panels teilnehmen. Wir sind sehr stolz darauf, die verschiedenen im Königreich und insbesondere in den südlichen Provinzen eingeleiteten Arbeiten zu begleiten und einen Beitrag zur Entwicklung der Infrastruktur in der Region zu leisten".
Die Bezeichnung "Südliche Provinzen Marokkos" ist zutiefst politisch, umstritten und parteiisch. Sie steht im Widerspruch zu den Urteilen mehrerer internationaler Gerichte und Hunderten von UN-Resolutionen, die sich alle zu dem Thema befasst haben.
Auf ihrer Website gibt die marokkanische Tochtergesellschaft von Orange SA, Orange Maroc, an, 7 Büros in El Aaiún, 1 in Boujdour, 1 in Smara und 2 in Dakhla zu haben. Sie werden alle als in "Marokko" befindlich beschrieben.
Western Sahara Resource Watch hat am 22. Mai einen Brief an Orange geschickt, um sich über die Aktivitäten des Unternehmens in den besetzten Gebieten zu erkundigen und über den Verweis auf die Westsahara als angeblich Marokkos "südliche Provinzen". Der Brief wurde von Orange bisher nicht beantwortet.
"Western Sahara Resource Watch ist überzeugt, dass es nicht im Interesse von Orange ist, mit der fortgesetzten Kolonisierung und Besatzung der Westsahara in Verbindung gebracht zu werden", schrieb WSRW und betonte: "Wir nehmen zur Kenntnis, dass Orange die brutale Besatzung der Ukraine durch Russland korrekt als 'Invasion' bezeichnet. Orange bezeichnet die Ukraine nicht als 'westliche Provinzen Russlands' und sollte die Westsahara nicht als Teil Marokkos bezeichnen. Orange sollte in diesem Gebiet auch nicht so operieren, wie als wenn es Teil Marokkos wäre."
Da Sie schon einmal hier sind...
Die Recherchen von WSRW werden mehr denn je gelesen und genutzt. Unsere Arbeit ist zum überwiegenden Teil ehrenamtlich, sie erfordert Zeit, Hingabe und Sorgfalt. Aber wir tun sie, weil wir glauben, dass sie wichtig ist - und wir hoffen, dass Sie das auch tun. Mit einer kleinen monatlichen Unterstützung können Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Zukunft von WSRW zu sichern und dafür sorgen, dass wir weiterhin unseren komplett unabhängigen Recherchen nachgehen können.
Eine regelmäßige Spende können Sie hier einrichten. Vielen Dank!
Während die französische Regierung jegliche völkerrechtliche Norm in der Westsahara ignoriert, setzt sie ihre eigenen Unternehmen einem ernsthaften Risiko aus.
Das US-Unternehmen GE Vernova scheint andere lukrativen Projekte aufs Spiel zu setzen, wenn es in der besetzten Westsahara für die marokkanische Behörden tätig ist.
Das französische Unternehmen Engie stellt seit 2023 in der besetzten Westsahara Windräder für ein Großprojekt auf, das zur großflächigen Ansiedlung marokkanischer Siedler:innen in dem besetzten Gebiet führen soll. Dies wurde nun vom sahrauischen Parlament verurteilt.