Das chinesische Unternehmen Envision Energy wird den französischen Konzern Engie mit Komponenten für den umstrittenen Windpark bei Dakhla in der besetzten Westsahara beliefern.
Foto: Am Horizont eine der Plantagen von "Les Domaines Agricoles" (ex-Domaines Royaux) in der Nähe von Dakhla, besetzte Westsahara. Die Plantage, die dem marokkanischen König gehört, wird eine der Profiteurinnen des Entsalzungsprojekts und eines neuen Windpark von Engie im besetzten Gebiet sein. Foto @ElliLorz.
Am 10. Mai gab das chinesische Unternehmen Envision Energy bekannt, dass es Windräder mit einer Leistung von 60 MW für die windbetriebene Entsalzungsanlage in Dakhla liefern wird, das sich in Besitz des französischen Energieriesen Engie und Nareva, dem Energieunternehmen des marokkanischen Königs, befindet.
In Dakhla, das im Süden des Teils der Westsahara liegt, die Marokko seit 1975 illegal besetzt hält, gibt es mehrere große marokkanische Plantagen und Gewächshäuser, die Obst und Gemüse für den Export produzieren.
Marokko will die Anbaufläche um weitere 5.000 Hektar vergrößern, zusätzlich zu den rund 1.000 Hektar, die derzeit bewirtschaftet werden. Da die Landwirtschaft in dieser Wüstenlandschaft sehr wasserintensiv ist, schrieb die marokkanische Regierung ein Entsalzungsprojekt aus, das Engie im Dezember 2018 in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen des marokkanischen Königs Nareva gewann.
Die Entsalzungsanlage in Dakhla wird eine Kapazität von 113.000 Kubikmetern pro Tag haben und mit einem 72-MW-Windpark verbunden sein, wie aus dem im März 2023 veröffentlichten Universal Registration Document von Engie hervorgeht [Download hier].
Mindestens 60 MW davon werden offenbar von dem in Privatbesitz befindlichen Unternehmen Envision Energy mit Sitz in Shanghai geliefert, das Berichten zufolge seine EN171-5MW-Turbinen für das Projekt bereitstellen wird.
Engie hatte Anfang Januar 2021 in Beantwortung eines Schreibens von Western Sahara Resource Watch (WSRW) über seine Pläne informiert. Daraufhin teilte Engie WSRW mit, dass das Unternehmen die Beratungsfirma Global Diligence beauftragt habe, "alle beteiligten Interessengruppen" im Zusammenhang mit dem Projekt zu konsultieren. Kurz darauf lud Global Diligence WSRW ein, "bei der Identifizierung und dem kontinuierlichen Dialog mit einem breiten Spektrum der beabsichtigten und potenziellen Nutznießer des Projekts" zu helfen. Global Diligence forderte diese "Stakeholder" auf, "mit uns [Global Diligence] im Geiste des Realismus und der Kompromissbereitschaft zusammenzuarbeiten".
Die WSRW teilte Global Diligence mit, nicht an einem solchen Prozess teilzunehmen, da er nicht den grundlegenden rechtlichen Prinzipien entspricht, die für die Westsahara gelten, nämlich dass das Gebiet von Marokko gesondert und unterschiedlich ist, dass Marokko kein rechtliches Mandat hat, das Gebiet zu verwalten, und dass das Volk der Westsahara ein Recht auf Selbstbestimmung haben.
Wie der EU-Gerichtshof und mehrere UN-Gremien festgestellt haben, hat das Volk der Westsahara ein Recht auf Zustimmung. Soweit WSRW weiß, haben sie dem Entsalzungsprojekt von Engie im Auftrag der marokkanischen Regierung in ihrem besetzten Land nie zugestimmt.
Global Diligence arbeitet paradoxerweise daran, russische Menschenrechtsverletzungen in der besetzten Ukraine zu dokumentieren, während es die vertrauliche Studie für den Geschäftspartner der marokkanischen Regierung, Engie, in der besetzten Westsahara durchgeführt hat, ohne das Selbstbestimmungsrecht des sahrauischen Volkes zu berücksichtigen.
WSRW hat Engie zuletzt am 17. Mai 2021 angeschrieben und nach dem Vorgang gefragt, aber das Unternehmen hat nicht geantwortet. Am 22. Mai 2023 schickte WSRW ein Erinnerungsschreiben. Global Diligence hat bisher keine der Fragen von WSRW bezüglich der Methodik, dem Rechtsrahmen bzw. der Bewertung der rechtlichen Fakten in Bezug auf das Gebiet und seine Bevölkerung beantwortet. WSRW schrieb Envision Energy am 17. Mai 2023.
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