EU drängt auf geheimnisvolles Handelsabkommen mit Marokko über die Westsahara
68dd1e9384e7e_ScreenshotCOMregister2

Während die EU-Botschafter:innen grünes Licht für ein neues Handelsabkommen mit Marokko geben, wird der Öffentlichkeit weiterhin der Zugang zu genau diesem Abkommen verwehrt, über das sie abstimmen – ein eklatanter Fall von Intransparenz und Geheimniskrämerei in Brüssel.

01. Oktober 2025

Heute wird erwartet, dass COREPER – das Gremium der ständigen Vertreter:innen der EU-Mitgliedstaaten – für ein neues Handelsabkommen zwischen der EU und Marokko über die besetzte Westsahara stimmen wird. Der Rat der EU soll das Abkommen noch vor dem Wochenende offiziell verabschieden.

Bemerkenswerterweise hat die Öffentlichkeit jedoch immer noch keine Ahnung, worüber der Rat abstimmt.

Der Entwurf des Abkommens und die Begründung sind weder im Online-Dokumentenregister der EU-Kommission noch im öffentlichen Register des Rates verfügbar. Der Vorschlag wird in völliger Undurchsichtigkeit durchgepeitscht, obwohl er direkt ein besetztes Gebiet betrifft und die Reaktion auf zehn aufeinanderfolgende Urteile des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ist, in denen das Recht des sahrauischen Volkes auf Zustimmung betont wurde.

Diese mangelnde Transparenz steht in krassem Gegensatz zur Behandlung anderer sensibler Handelsdossiers durch die Kommission. So wurde beispielsweise der Vorschlag der Kommission, die Handelszugeständnisse an Israel auszusetzen, bereits am nächsten Tag veröffentlicht, während der Rat noch nicht einmal einen Termin für die Abstimmung festgelegt hat.

Für die Westsahara gilt jedoch das Gegenteil: Der Rat bereitet sich darauf vor, innerhalb weniger Tage ein Abkommen zu verabschieden, während die Öffentlichkeit über dessen Inhalt im Unklaren gelassen wird.

Die Eile und Geheimhaltung der EU in Bezug auf dieses Abkommen untergraben nicht nur die Rechte des sahrauischen Volkes, sondern auch die demokratischen Standards der EU selbst.

Der obige Screenshot, aufgenommen am 1. Oktober 2025, zeigt das Transparenzregister der EU-Kommission, aus dem hervorgeht, dass die relevanten Dokumente die einzigen sind, die nicht veröffentlicht werden. Die obige Website vom 
1. Oktober 2025, 16:05 Uhr nachmittags, können Sie hier herunterladen.

UPDATE: Stand 3. Oktober 2025 um 10:20 Uhr zeigt die Website immer noch keine Dokumente an – Download hier.
UPDATE: Am 3. Oktober 2025 um 18:10 Uhr zeigt die EURLEX-Website den Beschluss des Rates, BEVOR der Vorschlag veröffentlicht wurde – Download hier.

 

Da Sie schon einmal hier sind...

Die Recherchen von WSRW werden mehr denn je gelesen und genutzt. Unsere Arbeit ist zum überwiegenden Teil ehrenamtlich, sie erfordert Zeit, Hingabe und Sorgfalt. Aber wir tun sie, weil wir glauben, dass sie wichtig ist - und wir hoffen, dass Sie das auch tun. Mit einer kleinen monatlichen Unterstützung können Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Zukunft von WSRW zu sichern und dafür sorgen, dass wir weiterhin unseren komplett unabhängigen Recherchen nachgehen können. 

Eine regelmäßige Spende können Sie hier einrichten. Vielen Dank!  

Nachrichten

Diese EU-Abgeordneten haben entschieden, EuGH-Urteil zu missachten

187 Parlamentarier:innen haben dafür gestimmt, das Urteil des EuGH, die Interessen der EU-Landwirt:innen, die Rechte der EU-Verbraucher:innen und den Willen des sahrauischen Volkes zu missachten.

27. November 2025

Parlament kippt fast Marokkos Vorstoß zur Kennzeichnungspflicht

Die EU-Gesetzgeber:innen hatten heute eine einmalige Gelegenheit, sich für die europäischen Verbraucher:innen einzusetzen. Mit einer soliden Mehrheit im Rücken hätte das Parlament beinahe die Entscheidung der Kommission gekippt.

26. November 2025

Französische Landwirt:innen blockieren Azura-Lagerhaus und leiten rechtliche Schritte ein

Der Druck auf das Handelsabkommen zwischen der EU und Marokko wächst, da französische Landwirt:innen heute rechtliche Schritte eingeleitet haben und das Logistikzentrum von Azura für Produkte aus der Westsahara in Perpignan stürmten. 

26. November 2025

Azura taucht tief in Politik ein

Die französische Azura-Gruppe, ein Produzent von Agrar- und Aquakulturprodukten in der besetzten Westsahara und Marokko, hat eine bemerkenswert politische Haltung eingenommen – sie lobt offen Marokkos „nationale Sache” und „territoriale Integrität”.

25. November 2025