Vergnügungsjagden auf gefährdete Kragentrappen - Marokko lädt Geschäftsleute aus Katar und Saudiarabien zu Jagdausflügen in die besetzte Westsahara ein.
Marokko ist regelmäßig Gastgeber für Besucher aus Katar, die gerne seltene und gefährdete Vögel jagen. Eine besondere Attraktion, die von solchen Gästen hochgeschätzt wird, ist die Jagd auf die Kragentrappen (Chlamydotis undulata). Im gesamten Verbreitungsgebiet ist sie vor allem durch die Beizjagd sehr selten geworden und wird von der IUCN als gefährdet [vulnerable] eingestuft. Die asiatischen Populationen sind regional bereits zusammengebrochen. Wegen der Kontingentierung von Jagdrechten ist es schon zu diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Saudi-Arabien und Pakistan gekommen. Ein Grund mehr, auf andere Regionen auszuweichen – z.B. auf die besetzte Westsahara.
Die jüngsten Jagdausflüge bei Dakhla, im Süden der Westsahara, wurden von den Safarigästen aus Katar als »ausgezeichnet« geschildert. Ihren Berichten zufolge konnten pro Tag mehr als 200 Vögel erlegt werden. Für die Westsahara gilt ein Waffenstillstand. Der Waffengebrauch ist auf bestimmte Regionen limitiert. Von daher ist es äußerst beunruhigend, dass es den Gästen jeweils erlaubt ist, bei der Einreise Waffen mit sich zu führen. Sie sollen dazu dienen, gegebenenfalls die kostbaren Jagdfalken zu schützen. Bei diesem Jagdausflug musste auch ein Steinadler sein Leben lassen, durch den sich die Jagdgesellschaft bei ihrem Sportvergnügen gestört fühlte. Marokko lädt regelmäßig derartige Jagdgesellschaften von der Arabischen Halbinsel ein und dehnt dies auch auf die besetzten Gebiete aus.
Bereits 2007 veröffentlichte Western Sahara Resource Watch (WSRW) Bilder eines Saudischen Vogel-Jagd-Camps in der Nähe von El Aaiún im Norden des besetzten Landes.
Das Königreich Marokko ist seit dem 21. August 1995 Mitglied der Konvention über die biologische Vielfalt (Convention on Biodiversity: CBD) durch Ratifizierung, nicht aber die Westsahara. Sie befindet sich noch immer auf der Liste der Vereinten Nationen der nicht selbst regierten Gebiete.»
In der internationalen Aufmerksamkeit stehen zurzeit. vor allem die anhaltenden und zum Teil schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen der marokkanischen Kolonialbehörden gegenüber jeder Frau und jedem Mann – selbst Kindern gegenüber–, die ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern oder auch nur dessen verdächtig erscheinen. Durch Blockieren bestimmter Internetseiten, Abschirmung gegen unabhängige Beobachter und sofortige Ausweisungen von internationalen Berichterstattern versucht das Königreich Marokko sein repressives Vorgehen in der besetzten Kolonie vor der internationalen Öffentlichkeit zu vertuschen. Wie alle unabhängigen Recherchen werden auch wissenschaftliche Forschungen durch die marokkanischen Kolonialbehörden massiv behindert, sodass über den Einfluss des marokkanischen Kolonialismus auf die biologische Vielfalt des Landes nur äußerst spärliche Erkenntnisse vorliegen«, schreibt Axel Goldau 2008 in seinem Artikel anlässlich der in Bonn stattgefundenen 9. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt.
Dieser Artikel erschien auch in der Zeitschrift für Umwelt und Entwicklung, Kritische Ökologie Nr. 75 Ausgabe 25[2] Herbst 2010; "Westsahara – besetzter Teil: Vergnügungsjagden auf gefährdete Kragentrappen“
Lesen Sie mehr über die Zerstörung der Biodiversität in der Westsahara in der Zeitschrift für Umwelt und Entwicklung: Kritische Ökologie Nr.70 – Bd. 23[1]: 15-23. 2008,
“Westsahara – Zerstörung der Biodiversität durch modernen Kolonialismus“; Das unten angebrachte Bild zeigt Gäste aus Katar vor dem Sahara Regency Hotel in Dakhla / Westsahara. Vor ihnen sind Hybrid-Falken für die Beizjagd aufgestellt. Während sich die Herren und Falken erholen, ist das Begleitpersonal mit dem Präparieren der Jagdtrophäen und deren Verpacken und dem Bereitstellung für den bevorstehenden Schiffs-transport beschäftigt. Das Foto wurde Anfang September 2010 in Dakhla, im Süden der Westsahara, aufgenommen.Für eine bessere Bildqualität klicke auf das Foto.llustration: Sahara-Kragentrappe / Chlamydotis undulata undulata, Foto zvg.; Kritische Ökologie Nr. 75 Ausgabe 25[2] Herbst 2010