Die irische Fluggesellschaft hat eine neue Route nach Dakhla in "Marokko" angekündigt und lobt die Besatzungsmacht für ihre "Unterstützung und Vision bei der Sicherung dieser Großinvestition".
Ryanair wird ab Januar 2025 von Spanien aus nach Dakhla in der besetzten Westsahara fliegen und die Stadt mit Madrid und Lanzarote verbinden.
"Dakhla wird damit zum dreizehnten Flughafen im marokkanischen Streckennetz von Ryanair, was die Investitionen der Fluggesellschaft im Königreich weiter stärkt", erklärte das Unternehmen auf seiner Website am 13. November (Download hier).
Das Problem ist natürlich, dass Dakhla überhaupt nicht im Königreich Marokko liegt, sondern in dem Teil der Westsahara, der unter marokkanischer Besatzung steht.
Beiträge auf den Unternehmenskonten bei Facebook (Download hier) und Instagram (Download hier) vom 14. November zeigen sogar Mitarbeiter:innen des irischen Unternehmens mit dem Wort "Dakhla" neben einer marokkanischen Flagge.
"Wir freuen uns, die Anbindung Marokkos und die Investitionen von Ryanair im Königreich zu stärken und den Tourismus und das Wirtschaftswachstum in dieser Region Marokkos zu fördern, unterstützt durch die unschlagbaren Tarife von Ryanair", erklärte der CEO der Fluggesellschaftstochter der Ryanair Group, Eddie Wilson.
Der Ryanair-Vertreter betonte auch seine Dankbarkeit gegenüber dem marokkanischen Regierungschef "für seine Unterstützung und Vision bei der Sicherung dieser bedeutenden Investition in Marokko".
CEO Wilson besuchte Dakhla am 13. November, wie aus LinkedIn-Posts des marokkanischen Tourismusministers (Download hier) und des marokkanischen Nationalen Tourismusbüros (Download hier) hervorgeht.
Ironischerweise scheint Ryanair bei der Besetzung der Ukraine einen diametral entgegengesetzten Ansatz zu verfolgen.
"Wir arbeiten mit der ukrainischen Regierung zusammen, um die ukrainische Luftfahrt wieder in Gang zu bringen und wiederaufzubauen. Aber unsere wichtigste Aufgabe ist es, dazu beizutragen, 10 bis 12 Millionen Binnenvertriebene aus der Ukraine in ganz Europa mit ihren Freund:innen und Familien wieder zusammenzuführen und alle in die Ukraine zurückzubringen", erklärte der CEO der Ryanair Group, Mike O'Leary, auf einem Gipfeltreffen auf der Krim. Im Jahr 2023 brachte er die starke Unterstützung seines Unternehmens für die Ukraine zum Ausdruck.
Ein ukrainischer Beamter erklärte noch am 14. November, dass Ryanair "bereit ist, als erstes Unternehmen die Krim anzufliegen und den Flugbetrieb wieder aufzunehmen", nachdem "die Krim befreit und die Sicherheit gewährleistet ist".
Neben der staatlichen marokkanischen Fluggesellschaft Royal Air Maroc haben in den letzten Jahren nur drei weitere Unternehmen Flüge in die besetzte Westsahara durchgeführt: Transavia (eine Tochtergesellschaft von KLM-Air France), Air Arabia und Binter Airlines.
Im Jahr 2018 entschied der Europäische Gerichtshof, dass das Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und Marokko nicht für die Westsahara gilt, da das Gebiet nicht zu Marokko gehört. Die Chronologie des Rechtsstreits im Luftverkehr finden Sie hier.
Western Sahara Resource Watch schrieb am 18. November 2024 an Ryanair. Dieser Artikel wird mit der Antwort von Ryanair aktualisiert, sobald wir sie erhalten.
WSRW schrieb im Jahr 2020 an KLM-Air France, ohne eine Antwort zu erhalten.
Da Sie schon einmal hier sind...
Die Recherchen von WSRW werden mehr denn je gelesen und genutzt. Unsere Arbeit ist zum überwiegenden Teil ehrenamtlich, sie erfordert Zeit, Hingabe und Sorgfalt. Aber wir tun sie, weil wir glauben, dass sie wichtig ist - und wir hoffen, dass Sie das auch tun. Mit einer kleinen monatlichen Unterstützung können Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Zukunft von WSRW zu sichern und dafür sorgen, dass wir weiterhin unseren komplett unabhängigen Recherchen nachgehen können.
Eine regelmäßige Spende können Sie hier einrichten. Vielen Dank!
Seit Anfang Mai führte die Royal Air Maroc in Straßburg eine Propagandakampagne durch und bot Reisen in das besetzte Gebiet der Westsahara an.
Der Rat der Europäischen Union wird am 27. Januar 2021 einen Vorschlag diskutieren, der Marokko erlaubt, dem Interbus-Abkommen beizutreten - aber macht deutlich, dass das Abkommen nicht auf die Westsahara ausgeweitet wird.
Die EU-Kommission hat klargestellt, dass kein EU-Luftverkehrsabkommen die Westsahara mit einschließt und dass sie nicht beabsichtigt, sie in das Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und Marokko aufzunehmen. Dennoch bieten einige Fluggesellschaften aus der EU immer noch Flüge in das Gebiet an, das zur Zeit praktisch ein Kriegsgebiet ist.
Letzte Woche sollte (*) das Europäische Parlament über eine Änderung des Luftverkehrsabkommens zwischen der EU und Marokko abstimmen - ohne jegliche Klarstellung der EU-Kommission, wie der Vorschlag mit dem Urteil des EU-Gerichtshofs von 2018 in Einklang steht, das die Anwendung eben dieses Abkommens auf die Westsahara für ungültig erklärt.
(*) Das Europäische Parlament hat alle für den 10. März geplanten Abstimmungen aufgrund der COVID-19-Krise auf ein späteres Datum verschoben.