EU-Institutionen verantwortlich für Importverbot von Westsahara-Produkten, urteilt französisches Gericht
679b7f758f5f2_Photo tomatoes SO

Eine Woche, nachdem Vertreter:innen des spanischen Agrarsektors die EU aufgefordert hatten, Tomatenimporte aus der Westsahara zu beenden, bestätigt ein französisches Gericht zu Zuständigkeit der europäischen Institutionen.

30. Januar 2025

UPDATE 03.02.2025: WSRW erhielt Zugang zum Gutachten des Berichterstatters des französischen Conseil d'État, der ebenfalls zu dem Schluss kam, dass die falsche Ursprungskennzeichnung von Produkten aus der Westsahara einen Verstoß gegen die EU-Vorschriften darstellt und dass die EU-Kommission befugt ist, ein Einfuhrverbot zu verhängen.

Am 28. Januar 2025 bestätigte der französische Conseil d'État das Urteil des EU-Gerichtshofs bezüglich der Kennzeichnung von aus der Westsahara importierten Produkten. Die Entscheidung bestätigt, dass in diesem Gebiet geerntete Waren gemäß den EU-Gesetzen und -Vorschriften als aus der Westsahara und nicht aus Marokko stammend gekennzeichnet werden müssen. Die Richter:innen urteilten, dass "die von der Vereinigung [Confédération Paysanne, d. Red.] geforderte Verbotsmaßnahme in der Verantwortung der europäischen Behörden liegt".

Der Fall wurde von der französischen Landwirt:innengewerkschaft Confédération Paysanne vor das französische Gericht gebracht. Es ging um Klärung von zwei zentralen Fragen: ob bei Produkten aus der Westsahara ausdrücklich der wahre Ursprung angegeben werden muss, anstatt sie als marokkanisch zu kennzeichnen, und ob die französischen Behörden befugt sind, die Einfuhr solcher Waren zu verbieten, wenn diese Kennzeichnungsvorschriften nicht eingehalten werden.

Im Jahr 2022 verwies der französische Conseil d'État die Angelegenheit an den Gerichtshof der Europäischen Union. Der Gerichtshof entschied im Oktober 2024, dass Produkte aus der Westsahara korrekt gekennzeichnet werden müssen, um eine Irreführung der Verbrauchenden zu vermeiden. Er betonte auch, dass die Exportunternehmen von Melonen und Tomaten aus dem Gebiet zwar die Vorschriften für eine ordnungsgemäße Kennzeichnung nicht eingehalten haben, die Befugnis, Einfuhrverbote zu verhängen, jedoch ausschließlich bei der Europäischen Union und nicht bei einzelnen Mitgliedstaaten liegt. Die hat der französische Conseil d'État nun noch einmal bestätigt.

Western Sahara Resource Watch (WSRW) berichtete, dass allein im Jahr 2022 Agrar- und Fischereiexporte mit einem Wert von unglaublichen 590 Millionen Euro aus der Westsahara in die EU kamen.

"Angesichts des massiven Ausmaßes der betrügerischen Ursprungskennzeichnung, die seit vielen Jahren anhält, ist die Europäische Kommission als Hüterin der EU-Verträge gesetzlich verpflichtet, die Einfuhr dieser Waren in die Union zu verbieten", sagt Sara Eyckmans von WSRW.

Erst letzte Woche trafen sich Vertreter:innen des spanischen Agrarsektors mit der EU-Kommission in Brüssel, um die Umsetzung der EU-Entscheidungen zur Westsahara zu fordern. Konkret fordern die spanischen Landwirte, dass in der Sahara produzierte Tomaten von den Zollvergünstigungen ausgenommen werden, die im Assoziierungsabkommen mit Marokko festgelegt sind. Die Delegation, der auch Vertreter:innen von Fepex, Eucofel und Coexphal angehörten, drängte außerdem auf die Einführung strengerer Maßnahmen, um eine ordnungsgemäße Identifizierung der Produktherkunft sicherzustellen.


 

Da Sie schon einmal hier sind...

Die Recherchen von WSRW werden mehr denn je gelesen und genutzt. Unsere Arbeit ist zum überwiegenden Teil ehrenamtlich, sie erfordert Zeit, Hingabe und Sorgfalt. Aber wir tun sie, weil wir glauben, dass sie wichtig ist - und wir hoffen, dass Sie das auch tun. Mit einer kleinen monatlichen Unterstützung können Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Zukunft von WSRW zu sichern und dafür sorgen, dass wir weiterhin unseren komplett unabhängigen Recherchen nachgehen können. 

Eine regelmäßige Spende können Sie hier einrichten. Vielen Dank! 

 

Nachrichten

BRCGS besteht Rechenschaftstest nicht

Trotz wiederholter Anfragen klärt die Organisation nicht, warum ihr Lebensmittelsicherheitszertifikat gesetzliche Grenzen ignoriert.

22. November 2025

Kanarische Handelsmission in rechtliches Minenfeld

Eine staatlich organisierte Mission wird kanarische Unternehmen noch in diesem Monat in die besetzte Westsahara führen.

21. November 2025

Kommission wegen Ausnahmeregelung für Westsahara-Produkte unter Feuer

Abgeordnete aller Fraktionen im Europäischen Parlament haben heute die Europäische Kommission zur Rede gestellt, da sie eine Lockerung der EU-Vorschriften zur Kennzeichnung von Produkten aus der besetzten Westsahara vorsieht, um Marokko zu beschwichtigen.

20. November 2025

GLOBALG.A.P. führt EU-Importunternehmen in die Irre

Das deutsche Zertifizierungssystem, das sich für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften einsetzt, hat irreführende Informationen über die EU-Kennzeichnungsvorschriften für Produkte aus der besetzten Westsahara verbreitet.

20. November 2025