Das schwedische Bergbautechnikunternehmen Epiroc hat angekündigt, dass es die umstrittene Phosphatmine Bou Craa in der besetzten Westsahara nicht mehr beliefern wird. Der deutsche Konzern Continental sollte dem Beispiel folgen, kommentiert WSRW.
Die 12-jährige Praxis schwedischer Unternehmen, Bohrgeräte für den Betrieb der umstrittenen Bou Craa Mine in der besetzten Westsahara zu liefern, hat ein Ende gefunden.
"Wir haben keine Wartungs- oder Lieferungsvereinbarungen für die Bou Craa-Mine in der Westsahara und wir haben nicht vor, die Mine in Zukunft zu beliefern", schrieb die Vizepräsidentin Corporate Responsibility von Atlas Copco, Camilla Goldbeck-Löwe, in einer E-Mail an Western Sahara Resource Watch (WSRW) am 8. September 2020. WSRW hat seither von mehreren Quellen eine Bestätigung dieser Aussage erhalten.
Epiroc ist ein relativ neues schwedisches Unternehmen, das 2018 gegründet wurde. Das Unternehmen entstand als Folge der Entscheidung des schwedischen Unternehmens Atlas Copco, sein Geschäft mit Bergbautechnik abzuspalten. Zum Zeitpunkt der Aufspaltung hatte Atlas Copco bereits seit mehreren Jahren Ausrüstung an das umstrittene Bergwerk in der Westsahara verkauft und gewartet. Die ersten Verkäufe an den Betrieb fanden 2008 statt, wurden aber erst 2013 von WSRW aufgedeckt.
Obwohl sich Atlas Copco und Epiroc nach der Gründung von Epiroc lange Zeit nicht zu dieser Angelegenheit äußerten, herrschte unter den Eigentümern beider Unternehmen Einigkeit darüber, dass der Vertrag mit OCP von Epiroc übernommen worden war, wie dies auch bei anderen Verträgen von Atlas Copco der Fall war. Ein Brief an Epiroc vom November 2019 wurde nicht beantwortet, aber als das Unternehmen Anfang dieses Jahres vom Business and Human Rights Resource Centre konfrontiert wurde, erklärte es, dass es "diese Frage derzeit untersucht".
Ein Tweet von Atlas Copco am 10. April 2019 führte jedoch zu Verwirrung darüber, welches Unternehmen die vertragliche Verpflichtung tatsächlich innehielt. Atlas Copco erklärte, dass "der Abbau von Phosphat durch unseren Kunden den Regeln des internationalen Rechts entspricht". Der Tweet ist immer noch online.
Nun macht auch Atlas Copco klar, dass keines der beiden Unternehmen zukünftig in der Mine eine Rolle spielt. "Atlas Copco ist nicht in der Westsahara tätig. Der Kunde für die Bou Craa-Mine und Atlas Copco haben vereinbart, dass es keine neuen Aufträge für die Lieferung von Ausrüstung, Ersatzteilen und Service in die Westsahara geben wird", schrieb die Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit von Atlas Copco, Sofia Svingby, am 18. September 2020 in einer Mail an WSRW. Dies wurde dem Business and Human Rights Resource Centre in einem Schreiben vom 9. März 2020 bestätigt. "Atlas Copco ist nicht in der Westsahara tätig. Das Bergbautechnikgeschäft ist jetzt Teil eines separaten börsennotierten Unternehmens, Epiroc AB. [...] Es wird kein Service von Atlas Copco-Personal in der Westsahara durchgeführt“, schrieb das Unternehmen zu dieser Zeit.
Western Sahara Resource Watch fordert nun die deutsche Firma Continental - die Ersatzbänder für die wichtige Förderbandinfrastruktur des Bergwerks liefert - auf, dem Beispiel des schwedischen Unternehmens zu folgen. Der mehrjährige Vertrag von Continental über Lieferungen für das Förderbandsystem lief im Juli 2020 aus. WSRW liegen keine Informationen vor, ob dieser verlängert wurde.
"Wir fordern Continental auf, deutlich zu erklären, was mit dem ausgelaufenen Vertrag mit OCP geschehen ist. Epiroc hat gezeigt, dass es für ein Unternehmen durchaus möglich ist, geschäftliche Beziehungen in Marokko aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Lieferungen an die Bou Craa-Mine in der besetzten Westsahara zu vermeiden. Ein marokkanisches Staatsunternehmen hat nicht das Recht, eine Phosphatmine in der Westsahara zu betreiben, ohne die Zustimmung der sahrauischen Bevölkerung einzuholen. Durch ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung des Betriebs der Mine unterstützen internationale Unternehmen die illegale Besetzung. Continental sollte nun dem Beispiel von Epiroc folgen und unverzüglich und bedingungslos zum Ausdruck bringen, dass es sein Engagement beendet hat. Wir gratulieren Epiroc dazu, dass es Verantwortung und die Vorreiterrolle übernommen hat", erklärte Tim Sauer von Western Sahara Resource Watch in Deutschland.
Weitere Unternehmen, die die Mine auf besetztem Territorium beliefern, sind Siemens, Caterpillar und Worley Ltd.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Umstrukturierung von Unternehmen zu einer Bereinigung der Kontroversen in der Westsahara geführt hat. Im Jahr 2018 verkaufte der deutsche Großkonzern Dr. Oetker seine Schifffahrtssparte Hamburg Süd an den dänischen Containerriesen Maersk. Die britische Tochter der Hamburg Süd, Furness Withy, war zu dieser Zeit der Charterer hinter den Phosphat-Transporten nach Australien/Neuseeland. Als die Übernahme der Hamburg Süd durch Maersk abgeschlossen war, sorgte Maersk dafür, dass diese Transporte eingestellt wurden. Furness Withy war der Charterer des Frachtschiffs NM Cherry Blossom, das in Südafrika wegen illegaler Verschiffung des Konfliktminerals aus dem besetzten Territorium festgesetzt wurde.
Der Export von Phosphatgestein aus der besetzten Westsahara war noch nie geringer als 2019. Dies geht aus dem neuen WSRW-Bericht P for Plunder hervor, der heute veröffentlicht wurde.
Der umstrittene Vertrag von Continental in der besetzten Westsahara läuft in zwei Wochen aus. Sollte er verlängert werden, bittet WSRW die Anteilseigner, die Angelegenheit auf der bevorstehenden Jahreshauptversammlung zur Sprache zu bringen.
Während Continental seinen Vertrag mit dem marokkanischen Staatsunternehmen für Phoshpat neu verhandelt, ist es immer noch unklar ob der deutsche Konzern plant, seine Tätigkeiten nur auf Marokko zu beschränken oder diese in die besetzte Westsahara auszudehnen.
Das multinationale Unternehmen, das die umstrittenen Phosphat-Exporte in der Westsahara ermöglicht, wird von einer Gruppe deutscher Organisationen kritisiert.