Neuer Bericht: Mexiko bald Nr. 1 bei Phosphatausbeutung
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Unser aktuellster Jahresbericht über den Phosphathandel in der besetzten Westsahara zeigt wie Mexiko bald Indiens Rolle als wichtigster Kunde des kontroversen Minerals übernehmen wird.

06. April 2022
  • UPDATE: Im Bericht P für Plunder 2022, ursprünglich veröffentlicht am 6. April 2022, hieß es irrtümlicherweise, dass die Firma SwissMarine Betreiber von zwei Schiffen war. SwissMarine hat später belegt, dass diese Information falsch ist. Der Fehler wurde am 21. November 2022 aus der Veröffentlichung entfernt. WSRW entschuldigt sich für den Irrtum.
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Heute veröffentlicht Western Sahara Resource Watch (WSRW) zum neunten Mal eine detaillierte, jährliche Übersicht der Firmen, die am Kauf des Phosphats aus der besetzten Westsahara beteiligt sind. Das illegal ausgebeutete Phosphatgestein ist einer der Haupteinkommensquellen der marokkanischen Regierung aus dem völkerrechtswidrig besetztem Gebiet.

Der Bericht kann hier heruntergeladen werden. 

Insgesamt wurden 1,4 Millionen Tonnen Phosphatgestein aus der Westsahara im Jahr 2021 exportiert.

Die im Bericht vorgestellte Liste umfasst alle Phosphatlieferungen aus der besetzen Westsahara für das Kalenderjahr 2021. Insgesamt verließen 26 Schiffe mit 1,4 Millionen Tonnen Phosphatgestein das Territorium, was einem deutlichen Exportanstieg gegenüber der jeweils etwa einer Million Tonnen aus den Jahren 2019 und 2020 entspricht. Zum Vergleich, Marokkos durchschnittlicher Export aus den besetzen Gebieten in den Jahren 2012 bis 2018 betrug 1,8 Millionen Tonnen. Darüber hinaus führte eine Verdopplung der Phosphat-Preise 2021 dazu, dass der illegale Export lukrativer wird und nun etwa einem Wert von 349 Millionen US-Dollar entsprechen könnte. 

Der größte Kunde des kontroversen Handels im Jahr 2021 war Indien, wie auch schon seit 2019. Jedoch scheint sich das jetzt zu ändern.

Trotz der früheren Versprechen, nicht länger Phosphatgestein aus der Westsahara zu beziehen, führt das US-Unternehmen Innophos Holdings die Importe aus den besetzten Gebieten der Westsahara nach Mexiko fort. Das Unternehmen wurde das führende Importunternehmen während der zweiten Hälfte des Jahres 2021: seit der Ankunft der ersten Lieferung nach Mexiko am 2. August 2021 bis Ende des Jahres importierte Innophos 43 % des Phosphatgesteins aus der besetzen Westsahara. Die sieben Lieferungen, welche es in den letzten fünf Monaten von 2021 empfing, beliefen sich auf 391.000 Tonnen, somit übertrifft es jedes andere Importunternehmen im selben Zeitraum.

Der Bericht zeigt außerdem:

  • Die Importe nach Indien, Mexiko und Neuseeland machen über 92 Prozent des gesamten Handels des Phosphatgesteins aus der Westsahara aus.
  • Die gute Neuigkeit des Jahres: das chinesische Unternehmen China Molybdenum versprach seinen Investor:innen, es werde die Importe zu seiner Tochterfirma in Brasilien nicht wiederholen.
  • Das russische Unternehmen EuroChem erregte die Aufmerksamkeit der lokalen Medien, als es im Oktober eine Lieferung nach Estland durchführte - die erste Einfuhr des umstrittenen Rohstoffs in die EU seit fünf Jahren. Es ist positiv zu bewerten, dass das Unternehmen seither nicht mehr in diese Geschäfte verwickelt war.
  • In Neuseeland sucht Ravensdown weiterhin nach Möglichkeiten, Phosphat aus der Westsahara zu vermeiden, was lobenswert ist. Ballance Agri-Nutrients zeigt einen gegenläufigen Trend mit dem höchsten jährlichen Einkauf seit Beginn der täglichen Überwachung durch WSRW im Jahr 2011.
     

Wie WSRW gestern berichtete, hat Marokko über das vergangene Jahr große Investitionen in den Hafen und in die Anlagen der Boucraa-Mine getätigt. Seit Beginn der Besetzung 1975 hat Marokko nur unverarbeitetes Phosphatgestein verkauft. In wenigen Jahren wird das Phosphat auch in einer wertvolleren, verarbeiteten Form verkauft werden und die damit breitere Produktpalette den lukrativen Handel weiter anwachsen lassen.

Seitdem Schiffe, welche Phosphat aus der Westsahara transportierten, in Panama und Südafrika 2017 durch Gerichtsbeschluss festgesetzt wurden, werden Lieferungen weder über das Kap der guten Hoffnung, noch über den Panama Kanal verschifft. 

WSRW fordert alle am Handel beteiligten Unternehmen auf, sofort alle Käufe und Lieferungen von Phosphat aus der Westsahara einzustellen, bis eine Lösung des Konflikts gefunden ist, die im Einklang mit internationalem Recht steht und das Selbstbestimmungsrecht der Sahrauis respektiert. Investor:innen werden aufgefordert, Einfluss auf die betreffenden Unternehmen zu nehmen oder ihre Anteile zu veräußern, bis Maßnahmen von den beteiligten Unternehmen ergriffen werden.

Die vorherigen Ausgaben der P for Plunder Serie finden Sie hier.

Das sahrauische Volk hat sich konsequent gegen den Handel ausgesprochen, sowohl generell in der UN, als auch spezifisch gegenüber bestimmten Unternehmen.

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