Der französische Konzern VINCI will keine Fragen zu seiner möglichen Beteiligung an einem Windenergieprojekt in der besetzten Westsahara in Zusammenarbeit mit dem marokkanischen Premierminister beantworten.
Laut einem Artikel, der am 14. Januar 2025 von TelQuel veröffentlicht wurde, soll die VINCI-Gruppe angeblich einen Anteil von 30 % an Green of Africa Dakhla halten. Dieses Unternehmen wurde gegründet, um einen 200-MW-Windpark in Bir Anzaran, in der Nähe von Dakhla in der von Marokko illegal besetzten Westsahara zu errichten.
WSRW hat VINCI um eine Bestätigung und Einzelheiten zur Beteiligung des Unternehmens am Projekt Green of Africa Dakhla gebeten. Das französische Unternehmen hat jedoch nicht geantwortet.
Mehrheitseigentümer von Green of Africa Dakhla ist Green of Africa, ein 2015 gegründetes Projektentwicklungsunternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien mit einflussreichen Eigentümer:innen. Das Unternehmen ist Teil der Akwa Group SA, der Holdinggesellschaft, die dem marokkanischen Milliardär und Premierminister Aziz Akhannouch gehört. Miteigentümer des Unternehmens sind zwei Freunde von Akhannouch: der Bankier Otham Benjelloun von der BMCE Bank of Africa und Mustapha Amhal von der Amhal Group.
Im Jahr 2019 wurde Ahmed Nakkouch, ehemaliger Leiter von Nareva – dem Erneuerbare Energien-Unternehmen des marokkanischen Königs – zum CEO von Green of Africa ernannt.
Marokkanische Medien berichten, dass Green of Africa Dakhla am 22. Januar 2025 Finanzierungsverträge für das Windparkprojekt Bir Anzaran abgeschlossen hat. Das 360-MW-Projekt wurde von einem Konsortium marokkanischer Banken, darunter die Attijariwafa Bank, die Banque Centrale Populaire und die Bank of Africa, mit 3,8 Milliarden marokkanischen Dirham finanziert.
Angesichts des rechtlichen Kontextes rund um die Westsahara ist die Beteiligung eines in der EU ansässigen Unternehmens in diesem Gebiet besonders umstritten. Insbesondere hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Oktober 2024 Urteile erlassen, mit denen die Anwendung der Präferenzhandels- und Fischereiabkommen zwischen der EU und Marokko in der Westsahara für nichtig erklärt wurde. Die Westsahara ist ein Gebiet, das von Marokko gesondert und unterschiedlich ist, argumentierte das Gericht, und Marokko hat keine Souveränität bzw. Verwaltungsmacht über das Gebiet. Um das Recht des sahrauischen Volkes auf Selbstbestimmung nicht zu verletzen, können EU-Abkommen mit Marokko daher in der Westsahara nur mit Zustimmung des sahrauischen Volkes wirksam werden.
VINCI ist in der Region nicht neu. Im Jahr 2021 beauftragte die marokkanische Regierung VINCI mit dem Bau einer 400-kV-Übertragungsleitung zwischen El Aaiún und Hagounia, einem Ort südlich der Grenze zwischen Marokko und der besetzten Westsahara. WSRW schrieb die Tochtergesellschaft des Unternehmens, Cegelec, im Jahr 2021 an. Das Unternehmen antwortete, ohne auf die wichtigsten Bedenken von WSRW einzugehen. Auf ein weiteres Schreiben von WSRW wurde nicht reagiert.
Eine weitere Tochtergesellschaft von Vinci, Entrepose, führte im Jahr 2015 im Auftrag des irischen Ölunternehmens San Leon Energy Onshore-Ölbohrungen in der Westsahara durch. Dies ist die einzige Onshore-Ölbohrung, die in den fünf Jahrzehnten der Besatzung jemals in diesem Gebiet durchgeführt wurde. Im Jahr 2013 war die VINCI-Tochter Cegelec am Bau des Windparks Foum el Oued beteiligt, der die Phosphatmine Bou Craa mit Energie versorgt.
Da Sie schon einmal hier sind...
Die Recherchen von WSRW werden mehr denn je gelesen und genutzt. Unsere Arbeit ist zum überwiegenden Teil ehrenamtlich, sie erfordert Zeit, Hingabe und Sorgfalt. Aber wir tun sie, weil wir glauben, dass sie wichtig ist - und wir hoffen, dass Sie das auch tun. Mit einer kleinen monatlichen Unterstützung können Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Zukunft von WSRW zu sichern und dafür sorgen, dass wir weiterhin unseren komplett unabhängigen Recherchen nachgehen können.
Eine regelmäßige Spende können Sie hier einrichten. Vielen Dank!
Das Unternehmen Dahamco aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) mit Verbindungen nach Belgien will mehrere Milliarden Dollar in ein höchst problematisches Energieprojekt auf besetztem Gebiet investieren.
Der Bau der hochproblematischen Treibstofffabrik von MGH Energy in der besetzten Westsahara soll im Jahr 2027 beginne.
Siemens Energy ist unter den multinationalen Konzernen, die Berichten zufolge Interesse bekundet haben, Marokko beim Transport von in der besetzten Westsahara erzeugtem Strom in sein Staatsgebiet zu unterstützen.