Sogar nach einer mutmaßlichen Intervention der kanadischen Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften macht das Bergbauunternehmen Metalex in den von Davidson & Company geprüften Berichten weiterhin falsche Angaben über seine Lizenzen auf besetztem Land.
Die Karte oben ist ein Screenshot von der Website von Metalex.
Ein neuer Finanzbericht des kanadischen Bergbauunternehmens Metalex enthält gravierende Fehler im Zusammenhang mit einer seiner Lizenzen. In dem Bericht wird behauptet, dass sich eine seiner Anlagen "in Südmarokko" befindet - dies ist falsch. Das Unternehmen hat keine Lizenz in Marokko, sondern eine Lizenz in der Westsahara, die Marokko illegal besetzt hält.
Der fehlerhafte Metalex-Bericht wurde erstellt, obwohl die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Davidson & Company über die Fehler informiert wurde und wahrscheinlich die kanadische Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfung eingeschaltet wurde. Der neue Finanzbericht ist auf den 30. April 2022 datiert und wurde am 25. August veröffentlicht.
WSRW schrieb Davidson & Company am 13. Mai 2021, am 13. Juli 2021 und erneut am 12. Dezember 2021 in Bezug auf die Fehlinformationen von Metalex. "Western Sahara Resource Watch möchte Davidson & Company darauf hinweisen, dass Metalex keine Vermögenswerte in Marokko besitzt", heißt es in dem Schreiben. WSRW fragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ob sie sich der fehlerhaften Informationen in den Metalex-Berichten bewusst sei und ob sie dafür sorgen werde, dass die falschen Angaben in künftigen Berichten korrigiert werden.
Da die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Anfragen nicht beantwortete, wandte sich WSRW am 17. April 2022 schriftlich an das Canadian Public Accountability Board (CPAB) - Kanadas unabhängige Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften - mit der Bitte, "die Falschangaben in den geprüften Berichten von Davidson & Company LLP zu überprüfen und Korrekturmaßnahmen zu ergreifen". CPAB bestätigte WSRW am 30. April 2022, dass es einen internen Prozess in dieser Angelegenheit eingeleitet habe.
Der neu veröffentlichte Finanzbericht von Metalex verweist auf "eine Mitteilung", die das Unternehmen in Bezug auf die Westsahara erhalten habe. Die Position des Unternehmens sei aber, "dass das Gebiet unter der Gerichtsbarkeit des Königreichs Marokko steht". Dies ist das erste Mal, dass Metalex die „Westsahara" in seinen Berichten erwähnt, seit es 2004 seine erste Lizenz unterzeichnet hat.
Das Unternehmen spricht jedoch immer noch davon, dass die Lizenz "Marokko" und "Südmarokko" betrifft. Beides ist sachlich falsch. Auch die Fehlinformationen auf der Website des Unternehmens bleiben unverändert.
"Die Berichterstattung ist grob fehlerhaft. Metalex täuscht - wissentlich - die Öffentlichkeit über eine groteske Operation, die es auf besetztem Land durchführt. Es ist bemerkenswert, dass eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft dafür bürgt. Würde Davidson & Company die Prüfung von Finanzberichten zulassen, in denen Mineralienexplorationsvereinbarungen mit der russischen Regierung für einen Ort unter "russischer Gerichtsbarkeit" in Donezk behauptet werden? Und würde sie dann akzeptieren, dass ihr Kunde in seinen Finanzberichten den Ort als in Russland liegend bezeichnet? Als Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unterstützt Davidson & Company nicht nur Metalex und Marokko bei einem Akt der Plünderung, sondern rührt auch keinen Finger, wenn es darum geht, Dritte über die tatsächlichen Risiken in die Irre zu führen - selbst nachdem sie auf solche Falschangaben aufmerksam gemacht wurden", erklärte WSRW heute in einer E-Mail an Davidson & Company.
Obwohl Marokko keine Souveränität oder ein Verwaltungsmandat über die Westsahara hat, verbietet die marokkanische Regierung alle sahrauischen Selbstbestimmungsbestrebungen. Zahlreiche Beschlüsse des UN-Menschenrechtsrats unterstreichen die systematischen Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger:innen und Journalist:innen in dem Gebiet. Die Westsahara schneidet in der Weltrangliste der politischen Freiheiten am schlechtesten ab.
Metalex bemüht sich derzeit um eine Verlängerung seiner aktuellen Bergbaulizenz, die von einer marokkanischen Regierungsbehörde ausgestellt wurde für ein Gebiet, für das diese keine Zuständigkeit hat: die besetzte Westsahara.
Der Prüfbericht von Davidson & Company, der dem Jahresabschluss beigefügt ist, weist darauf hin, dass Metalex "keinen operativen Cashflow generiert und zusätzliche Mittel benötigt, um seine Aktivitäten im kommenden Jahr aufrechtzuerhalten. Diese Sachverhalte und Bedingungen deuten auf das Vorhandensein einer wesentlichen Unsicherheit hin, die erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens zur Fortführung der Geschäftstätigkeit aufwerfen kann."
Da Sie schon einmal hier sind...
Die Recherchen von WSRW werden mehr denn je gelesen und genutzt. Unsere Arbeit ist zum überwiegenden Teil ehrenamtlich, sie erfordert Zeit, Hingabe und Sorgfalt. Aber wir tun sie, weil wir glauben, dass sie wichtig ist - und wir hoffen, dass Sie das auch tun. Mit einer kleinen monatlichen Unterstützung können Sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Zukunft von WSRW zu sichern und dafür sorgen, dass wir weiterhin unseren komplett unabhängigen Recherchen nachgehen können.
Eine regelmäßige Spende können Sie hier einrichten. Vielen Dank!
Die marokkanische Regierung hat soeben eine Ausschreibung für den Aushub von 4000 Kubikmetern Erdboden im Rahmen der Suche nach Mineralien in der besetzten Westsahara abgeschlossen.
Touristenstrände auf den Kanarischen Inseln bestehen aus Sand aus der besetzten Westsahara.
Ein kleines und bisher unbekanntes australisches Unternehmen behauptet, eine Bergbaulizenz in der besetzten Westsahara erworben zu haben.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) stellt einer weiteren marokkanischen Bank ein 25 Millionen Euro-Darlehen zur Verfügung - für Projekte, die in der besetzten Westsahara angesiedelt sein könnten.