Das deutsche Unternehmen ifm electronic erklärte gestern auf Twitter, dass es nicht immer wissen kann, wo seine Produkte letztendlich eingesetzt werden. Wir haben sie in der besetzten Westsahara gefunden.
Foto. Das Förderband, das Phosphatgestein von der Mine zum Hafen von El Aaiún transportiert, ist das längste Förderband der Welt. Foto @ElliLorz
Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat in einem Patentantrag aus dem Jahr 2018 [Download hier] einen Hinweis auf die im Förderband der Bou Craa-Mine verwendete ifm-Ausrüstung gefunden.
Der Patentantrag wurde von einer Tochtergesellschaft des staatlichen marokkanischen Phosphatunternehmens OCP SA eingereicht. Das höchst umstrittene Förderband ermöglicht es Marokko, die Konfliktmineralien aus seinem illegalen Bergbau an die Küste zu transportieren, von wo aus sie an Kunden in Übersee zur Düngemittelproduktion verschifft werden.
WSRW verwies auf die ifm-Ausrüstung - und auf unsere unbeantworteten Briefe an das Unternehmen - in unserem Bericht P for Plunder, der letzte Woche veröffentlicht wurde.
Während der Brief an das Unternehmen nie beantwortet wurde, veröffentlichte das deutsche Unternehmen gestern, am 13. April, drei Tweets zu dieser Angelegenheit.
Das Unternehmen erklärt, dass es keine Kontrolle darüber hat, wo sein Kunde die von ihm gelieferten Geräte eingesetzt hat.
"Die Behauptung, dass wir am Unterhalt eines Förderbandes in der West-Sahara beteiligt seien, entspricht nicht der Wahrheit. Wir sind weder an einem Unternehmen beteiligt, das dort ein Förderband betreibt, noch unterhalten wir ein solches.", schrieb das Unternehmen.
"Wo genau unsere Kunden die gekauften ifm-Produkte einsetzen, wissen wir naturgemäß in vielen Fällen nicht. Keinesfalls kann aber eine Lieferung von Produkten als Betrieb oder Unterhalt einer Maschine oder Anlage unserer Kunden angesehen werden.", heißt es in einem weiteren Tweet.
"In diesem Zusammenhang weisen wir auf unsere Firmenphilosophie hin, die bereits 1990 veröffentlicht wurde. Dort heißt es unter anderem: „ifm wird grundsätzlich keine Produkte entwickeln, herstellen oder verkaufen, die direkt militärischen oder waffentechnischen Zwecken dienen.“", heißt es in einem dritten Tweet.
Die drei Erklärungen wurden als Kommentare zu einem Tweet von WSRW veröffentlicht. Im Anschluss an diese Erklärungen schickte WSRW gestern einen weiteren Brief an das Unternehmen.
Über den P for Plunder-Bericht wurde international ausführlich berichtet, unter anderem diese Woche in der deutschen Tageszeitung taz und in der österreichischen Tageszeitung Der Standard. In der deutschen Tageszeitung Junge Welt wurde Ifm am 8. April ausdrücklich erwähnt.
Vor einem Jahr beendete das deutsche Unternehmen Continental AG ein langjähriges Engagement bei der Belieferung desselben Förderbandes.
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