Eine Gruppe von sahrauischen Geflüchteten demonstrierte gestern gegen das australische Unternehmen Incitec Pivot, das Konfliktmineralien aus einer Mine in der Westsahara von der Besatzungsmacht gekauft hat.
Die Bilder in diesem Artikel wurden von der Organisation Saharawis Against the Plunder aufgenommen und können frei verwendet werden. Das obige Bild kann hier heruntergeladen werden.
Zum ersten Mal seit sechs Jahren ist eine Ladung Konfliktmineralien auf dem Weg von Westsahara nach Australien und soll dort am 18. Oktober eintreffen. Eine Gruppe sahrauischer Geflüchteter protestierte gestern gegen die Lieferung. Die Demonstration fand in einem der sahrauischen Geflüchtetencamps in der algerischen Wüste statt, in denen die Hälfte der Bevölkerung der Westsahara Zuflucht gesucht hat, nachdem Marokko gewaltsam in ihr Land eingedrungen war.
Die marokkanischen Exporte verstoßen gegen das Völkerrecht; Incitec Pivot trägt somit zur Finanzierung einer illegalen Besetzung bei.
Incitec Pivot ist das einzige börsennotierte Unternehmen der Welt, das in diesen Handel verwickelt ist. WSRW hat erfahren, dass einige der Investor:innen derzeit mit dem Unternehmen Gespräche zu diesem Thema führen.
WSRW deckte die umstrittene Lieferung erstmals am 23. September auf. Vier Tage später gab IPL bei einem Treffen mit Gewerkschaften in Australien zu, an dem Kauf beteiligt zu sein.
WSRW wandte sich am 20. September schriftlich an das Unternehmen, hat aber bis heute keine Antwort erhalten. Der Nachrichtendienst Africa Intelligence hat ebenfalls keine Klarstellung von dem Unternehmen erhalten.
Incitec Pivot war früher ein wichtiges Importunternehmen von Phosphatgestein aus der besetzten Westsahara und stand bis 2016 unter starkem Druck von europäischen Investor:innen, bis es die Importe scheinbar einstellte. Allerdings machte das Unternehmen keine Zusagen, die weitere Importe in der Zukunft ausgeschlossen hätten. Aus diesem Grund stufte WSRW Incitec Pivot in den Jahresberichten zum Phosphathandel nie in die gleiche positive Kategorie ein wie andere Importfirmen, die Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Importe ergriffen haben.
Die Organisation Saharawis Against the Plunder, die hinter der Demonstration steht, zeigte sich frustriert über die erneuten Käufe von Incitec Pivot.
"Wir sind enttäuscht und wütend. Incitec Pivot hat kein Recht, die von Marokko aus unserem Land gestohlenen Ressourcen zu kaufen. Wir hoffen, dass sich das australische Volk dagegen wehrt und für Gerechtigkeit und internationales Recht eintritt. Australische Landwirt:innen sollten sich nicht an der Besatzung beteiligen", erklärte Zarga Abdallahi von der Guppe.
"Die Hälfte unseres Volkes ist geflohen, seit Marokko unser Land besetzt hat. Als Geflüchtete verurteilen wir Incitec Pivot. Dies ist ein Diebstahl an unserem Wohlstand. Und für die junge sahrauische Generation, die im Exil geboren wurde, ist es ein Diebstahl an unserer Zukunft. Wir leben in einer Zeit, in der das internationale Recht gestützt und nicht untergraben werden sollte", erklärte Abdallahi.
"Marokko hat kein Recht, seine Ressourcen in andere Länder zu exportieren. Wir sehen, dass das australische Volk und die australische Regierung das ukrainische Volk unterstützen. Aber warum macht ein australisches Unternehmen das Gegenteil mit unserem Volk? Das ist frustrierend und macht uns wütend. Australische Unternehmen sollten die Invasion unseres Landes nicht unterstützen, indem sie von Marokko kaufen, was uns gestohlen wurde", erklärte Lehbib Abdullah.
Die geplante Ankunft des Schiffes Clipper Isadora im Hafen von Geelong wird jetzt auf der Website des Hafens angekündigt [hier zum Download].
Das Schiff iwar durch den Suezkanal gefahren. Es ist die erste bekannte Verschiffung nach Australien, die in den zehn Jahren der täglichen Schiffsüberwachung durch WSRW diese Route genommen hat. Zuvor fuhren die Incitec Pivot-Lieferungen um Südafrika herum. Diese Route wurde nicht mehr benutzt, nachdem die Ladung an Bord des Schüttgutfrachters NM Cherry Blossom von den südafrikanischen Behörden beschlagnahmt worden war. Der Oberste Gerichtshof in Südafrika entschied, dass die Ladung von der marokkanischen Staatsfirma OCP illegal ausgeführt wurde, und stellte fest, dass die Ladung Eigentum der Saharauis ist.
Die Geflüchteten, die vor der Besatzung geflohen sind, leben unter sehr schwierigen Bedingungen. Am 24. August forderten drei UN-Gremien die internationale Gemeinschaft auf, die humanitäre Hilfe für die sahrauischen Geflüchtetencamps in Algerien zu verstärken. Das Trio zeichnet ein kritisches Bild der Situation, da die Lebensmittelrationen um 75 Prozent gekürzt wurden und jede begünstigte Person nur noch eine Ration von weniger als 5 Kilo erhält, statt der geplanten 17 kg pro Person und Monat. Jeder: Empfänger:in erhält jetzt weniger als die Hälfte der empfohlenen täglichen Kalorienzufuhr.
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