Windräder des marokkanischen Premierministers treffen in besetzter Westsahara ein
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Komponenten für einen weiteren umstrittenen Windpark treffen zur Zeit in dem besetzten Gebiet ein.

11. Juni 2025

Bild: Windradkomponenten für das Bir Anzarane-Projekt bei ihrer Ankunft auf Teneriffa am 28. Mai 2025. Download in hoher Auflösung hier.

Am Nachmittag des 7. Juni 2025 trafen die ersten Windräder eines Unternehmens, das teilweise dem marokkanischen Premierminister Aziz Akhannouch gehört, im Hafen von El Aaiún in der besetzten Westsahara ein.

Die Windräder werden auf dem Landweg nach Süden nach Dakhla transportiert, wo das Unternehmen Green of Africa Dakhla eine Genehmigung zum Bau des 360-MW-Windparks Bir Anzarane besitzt. Western Sahara Resource Watch (WSRW) berichtete erstmals 2021 über das geplante Projekt.

Die BBC Greenland (IMO 9427079) lief am Nachmittag des 7. Juni 2025 in den Hafen von El Aaiún ein.

Gemäß unserer Informationen handelt es sich um die erste Ladung für das Projekt Bir Anzarane. Die Fracht wurde an Bord des Schiffes „BBC Greenland” vom spanischen Hafen Granadilla auf Teneriffa transportiert.

Laut der marokkanischen Zeitung TelQuel gehört Green of Africa Dakhla zu 70 Prozent Green of Africa (einem Joint Venture der O Capital Group und Akwa) und zu 30 Prozent dem französischen Unternehmen Vinci. Die O Capital Group wird von der marokkanischen Familie Benjelloun kontrolliert, während Akwa der Familie des marokkanischen Premierministers gehört.

Berichten zufolge soll der Windpark die Energieversorgung einer mehrere tausend Kilometer entfernten Entsalzungsanlage in Casablanca in Marokko sicherstellen.

WSRW hat Vinci im Februar 2025 wegen seiner Beteiligung an Green of Africa angeschrieben, jedoch keine Antwort erhalten.

Die illegalen Energieprojekte Marokkos in den von ihm besetzten Gebieten sind in mehrfacher Hinsicht problematisch. Einer kritischer Punkt davon ist, dass diese Projekte den marokkanischen König und seinen inneren Kreis weiter bereichern. Erst im Mai gewann die private Firma des Königs, Nareva, eine große Ausschreibung, die den Bau einer 1.400 km langen Übertragungsleitung zum Transport von in der Westsahara erzeugter Energie nach Marokko selbst umfasst. Das sahrauische Volk hat der marokkanischen Regierung jedoch keine Genehmigung für den Bau solcher Infrastruktur auf seinem Territorium erteilt.

Pacific Prospect beim Entladen der chinesischen Fracht auf Teneriffa am 28. Mai 2025. Die gleiche Fracht hat nun ihren Weg nach El Aaiún gefunden und ist am 7. Juni 2025 eingetroffen. Download in hoher Auflösung hier.

Die neuen Windkraftanlagenkomponenten, die in der Westsahara eintreffen, wurden in China hergestellt, vermeintlich von Goldwind, einem führenden Hersteller. Die Transportlogistik wird von Sky Fusion Global Supply Chain aus Singapur abgewickelt. An der Operation ist auch das spanische Unternehmen Noatum Maritime Services beteiligt, das die Abwicklung der Fracht im Hafen von Granadilla überwacht.

Western Sahara Resource Watch war am 27. Mai 2025 im Hafen von Granadilla auf Teneriffa anwesend, als die Komponenten von dem größeren Transportschiff Pacific Prospect unter Hongkonger Flagge entladen wurden. Das Schiff war am 24. Mai im Hafen von Granadilla eingetroffen, nachdem es die Ladung aus dem chinesischen Hafen Jiangsu Hantong in der Nähe von Shanghai transportiert hatte.

Über die Ankunft dieser Ladung im Hafen von Granadilla berichteten lokale Medien auf Teneriffa.

Die BBC Greenland hatte längere Zeit vor der Küste von Las Teresitas auf Teneriffa vor Anker gelegen und auf die Übernahme der umstrittenen Ladung gewartet.

Die lokalen Behörden der Kanarischen Inseln scheinen sich voll und ganz bewusst zu sein, dass ihre Häfen als Umschlagplatz für chinesische Windräder dienen, die marokkanische und ausländische Unternehmen in den besetzten Gebieten errichten. Es ist nicht das erste Mal, dass der Hafen von Granadilla als Umschlagplatz für Windräder genutzt wird, die für das besetzte Gebiet bestimmt sind. WSRW berichtete bereits 2023 über einen ähnlichen Vorfall.

Green of Africa scheint keine Website zu haben, und WSRW konnte keine Kontaktdaten des Unternehmens finden.

Das obige Video kann hier heruntergeladen werden.
 

Von den Hafenbehörden von Teneriffa, Kanarische Inseln.



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