Das Ziel des Schüttgutfrachters Amis Ace war Mexiko und nicht in die USA, wie er gemeldet hatte. Neue Bilder aus Mexiko belegen dies.
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Der Schüttgutfrachter Amis Ace entlädt derzeit Phosphatgestein am Dock der Firma Innophos in Coatzacoalcos, Mexiko. Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat Drohnenbilder des Schiffes beim Entladen der Ladung erhalten, die am 3. August 2021 aufgenommen wurden.
Die Bilder zeigen, wie das aus der besetzten Westsahara stammendes Phosphatgestein auf ein Förderbandsystem entladen und nach oben in ein großes, weißes Gebäude transportiert wird, das im Eigentum oder in Nutzung von Innophos Mexicana, einer lokalen Tochtergesellschaft des US-Unternehmens Innophos Holdings, ist.
Laut Angaben von Quellen vor Ort handelt es sich beim importierenden Unternehmen tatsächlich um Innophos. Die gleiche Quelle berichtete, dass das Schiff 30.000 Tonnen Gestein entladen hat. WSRW glaubt, dass die Menge etwas größer sein könnte.
Innophos hatte 2018 ausdrücklich erklärt, dass es aus sozialer Verantwortung kein Gestein mehr aus der Westsahara bezieht. "Als Teil des Engagements von Innophos für umfassende soziale Verantwortung und eine gute Unternehmensführung wird Innophos nicht länger indirekt an einer Rohstofflieferkette beteiligt sein, die Phosphatgestein aus der afrikanischen Region Westsahara bezieht", schrieb das Unternehmen in einer Pressemitteilung vom 2. Juli 2018.
Als das Schiff die Gewässer der Westsahara verließ, teilte es über seine AIS-Kommunikation mit, dass es in Richtung Virginia, USA, unterwegs sei. WSRW berichtete über diesen ersten US-Import seit dem Jahr 2018.
Die Affäre um die mysteriösen US-Importe wurde von sahrauischen, marokkanischen und algerischen Medien aufgegriffen. Auf halber Strecke über den Atlantik wurde jedoch klar, dass das Schiff gar nicht nach Virginia unterwegs war. Stattdessen nahm das Schiff Kurs auf den Golf von Mexiko und änderte sein Ziel vage in "Nordmittelamerika". WSRW ist nicht klar, warum das Schiff bei seiner Fahrt über den Atlantik falsche Angaben über sein Ziel machte.
Das obige Video kann hier heruntergeladen werden (95 Mb). Ähnliche Drohnenvideos können hier und hier heruntergeladen werden.
Das Schiff legte am Morgen des 3. August 2021 im Hafen von Innophos in der Lagune Pajaritos von Coatzacoalcos an, wo WSRW das Schiff mit einer Drohne aufspürte. Es wird erwartet, dass es in den nächsten Tagen entladen wird.
Innophos hatte in der Vergangenheit zwei Verbindungen zur Westsahara:
Von 2010 bis 2018 schickte WSRW insgesamt sieben Briefe an Innophos über die Einkäufe des Unternehmens aus dem besetzten Gebiet, ohne eine Antwort erhalten zu haben. Das letzte unbeantwortete Schreiben wurde am 1. März 2018 verschickt. Die fehlende Reaktion der Unternehmensleitung wurde auch von mehreren ehemaligen Investor:innen des Unternehmens beobachtet.
Innophos war aufgrund seines früheren Engagements in der Westsahara bereits mehrfach mit Kapitalabzug konfrontiert. Der Ethikrat des staatlichen norwegischen Pensionsfonds erstellte 2015 eine ausführliche Analyse für den Ausschluss des Unternehmens. Aus demselben Grund wurde das Unternehmen zuvor auch aus den Portfolios des luxemburgischen Pensionsfonds und der Danske Bank ausgeschlossen, um nur einige zu nennen.
"Western Sahara Resource Watch ruft alle Aktionär:innen von Innophos auf, auf das Unternehmen zuzugehen und einen sofortigen Stopp weiterer Importe zu fordern. Das Unternehmen hat bereits eine sehr klare und prinzipientreue Position zur Westsahara verkündet und muss sich an diese Ankündigung halten", erklärte Sylvia Valentin von Western Sahara Resource Watch.
WSRW hat Innophos am 4. August 2021 geschrieben und um einen Kommentar zu diesem Artikel gebeten. Die Antwort des Unternehmens wird nach Erhalt veröffentlicht.
Das weiße Gebäude auf den Drohnenbildern, in dem das Phosphatgestein transportiert wird, ist genau der Ort, an dem drei Innophos-Mitarbeitende vor zwei Wochen bei einem Unfall ums Leben kamen.
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